die anderen:
Zu den möglichen Friedenschancen in Nahost meint die Londoner Times: Der Krieg auf israelischen und palästinensischen Straßen ist überall. Israel muss um jeden Preis eine Entwicklung wie einst in Libanon verhindern, wo Milizen auf allen Seiten ihre Terrorwaffen gegen Zivilisten richteten. Der von saudi-arabische Friedensplan ist nicht die große Geste, die jetzt gefordert ist. Sie wurde aus schierer Verzweiflung zu einer großen Friedensinitiative aufgeblasen. Nur Staaten wie Ägypten oder Jordanien, die ein echtes Interesse am Frieden haben, könnten eine überzeugende Friedensgeste machen. Durch die saudi-arabische Initiative ist aber der Druck auf Israel erhöht worden, Palästinenserführer Jassir Arafat aus dem Hausarrest zu entlassen, um ihm eine Teilnahme am arabischen Gipfeltreffen in Beirut zu ermöglichen.
Zum gleichen Thema kommentiert die römische Zeitung Il Messaggero: Arafat ist überzeugt, dass er mit dem bewaffneten Kampf die öffentliche Meinung in Israel, die dieses unnötigen Krieges ohnehin müde ist, beeinflussen und eine Regierung in Israel herbeiführen kann, die für einem Rückzug aus den besetzten Gebieten eher zugänglich wäre. Das könnte sogar geschehen, aber es dürfte nicht leicht sein. Scharon ist überzeugt, dass seine Bombardierungen moderatere Palästinenser veranlasst, ein Minimalprogramm für die Zukunft zu akzeptieren. Scharon macht sich dabei aber nicht bewusst, dass die Popularität Arafats steigt und dass die Achtung der ganz normalen Palästinenser für die Führer zunimmt, die den bewaffneten Kampf gegen Israel hart und unnachgiebig führen. Der schleichende Krieg geht immer schneller voran, und er läuft Gefahr, sich aus Mangel an Verhandlungen in einen offenen Krieg zu verwandeln.
Die französische Tageszeitung Libération schreibt dazu: Man empfindet ein Gefühl ohnmächtiger Wut angesichts der zunehmenden Massaker zwischen Israelis und Palästinensern. Wir schauen einem wirklichen Krieg zu, mit Attentaten und Militäreinsätzen und seit neuestem auch Gegenattentaten. Und es geht immer weiter. „Die Antwort der Eskalation wird die Eskalation sein“, hat ein palästinensisches Kabinettsmitglied versprochen – in Antwort auf Ariel Scharon, der seinen Militärs vorgab, den Palästinensern „viele Verluste und schwere Schläge“ zuzuführen. Dort regiert jetzt das Gesetz der Rache – diese entfesselte Gewalt soll wohl zur gegenseitigen Vernichtung führen, wenn sie nicht gebremst wird. Mit jedem Tag, der vergeht, wird die Rückkehr zur Vernunft schwerer.
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