die anderen:
Zum Fernsehduell zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und Kanzlerkandidat Edmund Stoiber La Repubblica aus Rom: Die eigentliche Entscheidung treffen am 22. September die Wähler – aber von diesem Fernsehduell hängt einiges ab: Da stehen sich zwei extrem unterschiedliche politische Führer gegenüber. Der brillante Fernsehkanzler der Linken ist zum vierten Mal verheiratet, liebt gute Rotweine und italienische Herrenmode und hat eine sehr junge und unabhängige Ehefrau. Er hat den Ruf eines telegenen Mannes am Rande der inhaltlichen Leere, aber die Katastrophe des Hochwassers hat ihn wie einen politischen Führer erscheinen lassen, der regieren und das Land zusammenführen kann. Der Herausforderer dagegen ist ernsthaft und mit dunkler Miene, Zeit seines Lebens mit ein und derselben Frau verheiratet und stets gleich angezogen, immer blau oder grau, wie es sich in München gehört. Aber sein Ansehen als vertrauenswürdiger politischer Führer hat sich durch sein Zögern während des Hochwassers verdüstert.
Il Messaggero kommentiert den „Hochwasser-Effekt“: Die Fluten, die Dresden verwüsteten, haben zugleich frisches Blut in die Adern der Regierung und ihres Chefs gepumpt. Schröder konnte nach dem Motto agieren: „Ich bin da, ich sehe, ich entscheide.“ Das hat den Deutschen gefallen. Die Verschiebung der Steuersenkungen um ein Jahr ist als Durchsetzung harter Notwendigkeiten angesichts der nationalen Katastrophe gesehen worden. Schröders größtes Plus ist die Begabung, Gelegenheiten beim Schopf zu ergreifen.
Corriere della Sera aus Mailand schreibt: Gerhard Schröder trägt der Flut Rechnung und spielt geschickt mit der Rhetorik der nationalen Solidarität. Der Sozialdemokrat spricht von einer Gesellschaft, die in der Stunde der Not zusammenstehen muss. Dagegen hat der Differenzierungsversuch des Oppositionskandidaten Edmund Stoiber, einen Alternativplan für den Fall seines Wahlsiegs anzukündigen, zunächst einmal aber die Pläne der rot-grünen Regierung zu unterstützen, mehr Verwirrung als alles andere hervorgerufen.
De Standaard aus Brüssel fasst zusammen: Der Wahlkampf wird in den fünf Wochen bis zum 22. September zunehmend eine Auseinandersetzung um Personen werden, was auch gute Neuigkeiten für Schröder sind. Nach den letzten Umfragen wollen 55 Prozent der Deutschen Schröder als Bundeskanzler gegenüber 36 Prozent für Stoiber. Und vor allem in Ostdeutschland, wo aus historischen Gründen mehr Wechselwähler leben, kann Schröder punkten: Seit dem Fall der Mauer gibt es dort kaum noch eine Parteitreue.
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