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die anderen

Nach dem jüngsten Selbstmordanschlag in Israel heißt es in der Zeitung L’Alsace aus dem ostfranzösischen Mülhausen: Alles lief darauf hinaus, dass Israel wieder durch ein Attentat in Trauer gestürzt würde. Jeder konnte das erwarten. Wenn Israel den Terrorismus unterdrücken will, ist das berechtigt. Aber haben die Palästinenser Unrecht, wenn sie die tägliche Missachtung und das Elend zurückweisen, wenn sie zur Rache auffordern gegen Fehltritte der israelischen Armee? Gerade hatte es in Rafah wieder so einen Fehlschlag gegeben. Die israelischen Generäle hatten eine Untersuchung versprochen. Bei vorhergehenden Untersuchungen wurden die israelischen Soldaten jedoch immer für unschuldig erklärt. International wird der Terrorismus wieder einhellig abgelehnt, alle rufen zum Dialog auf. Das zeigt die Ohnmacht gegenüber einer Krise, in der nur ein Land intervenieren könnte. Aber dieses Land gibt sich damit zufrieden, den israelischen Regierungschef zurückzupfeifen, wenn es allzu schlimm wird.

Die linksliberale britische Zeitung The Guardian meint zum nordkoreanischen Atom-Eingeständnis: Nordkorea bleibt zweifellos weiterhin eine widerwärtige Diktatur. Aber alle Zeichen deuten darauf hin, dass sie sich endlich ändern wird. Falls US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice weiterhin Zweifel hat, so sollte sie das Angebot Nordkoreas annehmen, in einen Dialog ohne Vorbedingungen einzutreten. Aber ob die Regierung Bush objektiv denkt und vernünftig handelt, ist ungewiss. Pentagon-Chef Donald Rumsfeld hat sofort „enthüllt“, dass Nordkorea möglicherweise schon eine oder zwei Atombomben hat. Damit hat er die allgemeine Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen für seine Zwecke dramatisiert. Rumsfelds Behauptung ist nicht neu. Aber sie wurde noch einmal neu aufgelegt, um eine kriegerische Politik an einem ganz anderen Punkt der Erde zu rechtfertigen.

Über die Parlamentswahlen in Montenegro meint die konservative österreichische Zeitung Die Presse: Die Freude des Westens über den Wahlausgang ist lediglich die Freude über das Triumphieren des geringeren Übels. Präsident Djukanović wird nun die letzten Hindernisse bei der Umgestaltung Jugoslawiens in den Staatenbund „Serbien und Montenegro“ aus dem Weg räumen, hinter den Kulissen jedoch weiterhin an der völligen Unabhängigkeit von Belgrad arbeiten. Dem Westen muss klar sein, dass viele im neuen Staatengebilde nicht mehr sehen als einen von der EU ausgetüftelten faulen Kompromiss.

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