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Archiv-Artikel

die anderen über wege aus dem libanonkrieg und die chancen für eine multinationale eingreiftruppe

In London meint der linksliberale Guardian: Der Analyst der Universität Tel Aviv, Gary Sussman, spricht von einem „Krieg für die Legitimität des Unilateralismus“. Dieser Ansatz, den zuerst Ariel Scharon verfolgte und der nun zu Olmerts Projekt wurde, bedeutet für Israel, dass es sich durchaus aus besetzten Gebieten zurückziehen kann wie 2000 aus dem Libanon und 2005 aus dem Gaza-Streifen – denn nach einem Rückzug hinter eine anerkannte Grenze kann Israel sich energischer denn je zuvor verteidigen.

Die Dernières Nouvelles d‘Alsace (DNA) aus Straßburg meinen: Nur die Vereinigten Staaten haben die Macht, die Voraussetzungen für einen Waffenstillstand im Nahen Osten zu schaffen, denn sie finanzieren und bewaffnen Israel. Nur Washington, das über die geplanten Operationen gegen die Hisbollah sofort unterrichtet war, ist in der Lage, Druck auf die Olmert-Regierung auszuüben. Darüber hinaus muss man aber die Hisbollah und ihre Auftraggeber zur Vernunft bringen – und das dürfte noch schwieriger sein.

Die liksliberale Népszabadság in Ungarn meint: Weder panislamische noch panarabische Prinzipien sind der Grund, weshalb Syrien die Hisbollah braucht. Es geht Syrien nur darum, Israel in Schach zu halten. Also kann Israel sich nur dann von der Hisbollah befreien, wenn es mit Syrien Frieden schließt, natürlich mit sehr bedeutenden territorialen Zugeständnissen. Sollte dies gelingen, hätte die Hisbollah zum Schaden auch noch denn Spott. Dann könnte sie nämlich nur noch dahinvegetieren – genauso wie die Hamas im Gaza-Streifen.

In Rom meint La Repubblica: Es gibt viele, die die Idee, eine multinationale Truppe zu Israelis und Hisbollah zu entsenden, genial, großzügig und mutig finden. Aber wie viele sind bereit, ihre eigenen Soldaten in das Gebiet zu schicken, vor allem jetzt, nach der Tötung von vier UN-Beobachtern im Südlibanon. Verteidigungsminister Amir Peretz hat bereits die Nato als Möglichkeit angedeutet. Aber die Nato – falls sie überhaupt die nötigen Mittel zur Verfügung hat – trägt einen zu amerikanischen Stempel für die Hisbollah.

Die Neue Zürcher Zeitung schreibt: Erstaunt hört man den Chefdiplomaten der EU, Solana. Augenreibend nimmt man auch den deutschen Verteidigungsminister Jung zur Kenntnis, der bereits laut darüber nachdenkt, dass ein deutsches Truppenkontingent unter bestimmten Umständen in die Levante geschickt werden könnte, wo doch das vergleichsweise harmlose Engagement bei der europäischen Hilfstruppe im Kongo, das in wenigen Tagen offiziell beginnt, schon derart hohe Wellen in der deutschen Politik schlug.