die anderen über serbien:
Zum Ausgang der Präsidentenwahl in Serbien meint die Financial Times aus London: Das Wahlergebnis erinnert daran, wie schwierig der Aufbau der Demokratie in Exjugoslawien ist. Man kann den mehr als 50 Prozent der Wähler, die am Sonntag einfach zu Hause blieben, kaum Vorwürfe machen. Zwei Jahre nach dem Sturz von Slobodan Milošević sind die Serben enttäuscht über die Demokraten. Ihre Lebensumstände haben sich kaum verändert. Die Verantwortung für eine bessere Zukunft liegt in erster Linie bei den politischen Führern. Aber auch die EU muss helfen. Es fehlt an einer klaren Vision für die Zukunft dieser europäischen Region.
El País aus Madrid meint zum selben Thema: Auf den Geist der Revolte, die zum Sturz von Slobodan Milošević geführt hatte, ist in Serbien Apathie gefolgt. Die Serben, die sich wirtschaftlich am Abgrund befinden, sind politische Konfrontationen leid und haben den beiden halbherzig reformistischen Lagern, die sich bekämpfen, den Rücken gekehrt. Die gescheiterte Wahl zeigt, dass die Gesellschaft schwer angeschlagen ist. Momentan ist sie nicht in der Lage, ein demokratisches System als etwas Normales anzunehmen. Die Wunden eines Regimes, das mit seiner ethnischen Politik ein Blutvergießen in Europa ausgelöst hatte, sind längst nicht verheilt.
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