die anderen über müde italiener und die feige kirche :
Die Pariser Tageszeitung Le Figaro kommentiert das gescheiterte Bioethik-Referendum in Italien: Um die Bevölkerung zu mobilisieren, muss bei einem Referendum eine einfache Frage gestellt werden. In diesem Fall waren die angesprochenen Themen komplex, hochwissenschaftlich und philosophisch. Das hat sicherlich eine große Zahl von Wählern abgeschreckt. Hinzu kommt, dass zu viele Volksbefragungen schaden. Kein einziges Referendum hat in den letzten zehn Jahren das notwendige Quorum von 50 Prozent der Wähler erreicht. Der häufige Einsatz dieses Verfahrens, dass niemand mehr als höchsten Ausdruck der Demokratie betrachtet, hat die Italiener ermüdet.
Die Basler Zeitung meint dazu: Eine unsinnige Machtdemonstration der trotzig auftrumpfenden katholischen Kirche hat großen Erfolg gehabt – aber nur vorläufig. Falls es nächstes Jahr zu einem politischen Machtwechsel kommt, kann das Parlament für die Liberalisierung sorgen, die Ziel des Referendums war. Hätten die Oberhirten ihre Herde aufgefordert, beim Referendum mit Nein zu stimmen, hätte dieser Eingriff in die Politik angesichts des Grundsatzthemas einiges Verständnis gefunden. Dass sie aber ihre Schäfchen zum Boykott der Volksabstimmung gedrängt haben, zeugt von Verachtung für ein demokratisches Instrument und von Feigheit.