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Archiv-Artikel

die anderen über israels abzug aus dem gaza-streifen und premier ariel scharon

Corriere della Sera aus Rom kommentiert: Es ist Zeit, dass der Westen sein Urteil über den israelischen Premierminister Ariel Scharon überdenkt. Die schlechteste Angewohnheit dieses einzigartigen Politikers war es stets, seinen eigenen Kopf durchsetzen zu wollen – auch auf die Gefahr hin, Fehler zu machen. Dabei ist Ariel Scharon ein Mann der Rechten, der Dinge der Linken tut. Vielleicht wird er deshalb im Westen politisch nicht so geschätzt, wie er es verdient hätte. Aber der israelische Premier hat sich Respekt und Bewunderung sogar bei seinen Gegnern im Heimatland erobert. Bleibt zu wünschen, dass auch bei uns letztendlich ein fröhlicheres und korrekteres Urteil über Ariel Scharon die Oberhand gewinnt

Dagbladet aus Oslo kontert: Während die Welt wie gebannt den Rückzug der israelischen Armee aus dem Gaza-Streifen mitverfolgt, bebaut dessen Chefarchitekt, Premier Ariel Scharon, weiter das Westjordanland mit israelischen Siedlungen. Diese Fortsetzung des Siedlungsbaus sollte im Westen weit mehr Aufmerksamkeit erregen – denn dadurch wird ein palästinensischer Staat und damit auch ein Frieden zwischen Israel und den Palästinensern auf Dauer unmöglich gemacht. 1992 erklärten die israelischen Behörden, keine neuen Siedlungen mehr auf besetztem Gebiet errichten zu wollen. Aber seit Ariel Scharon an der Macht ist, sind zahlreiche neue Außenposten entstanden. Etwa 240.000 Siedler leben inzwischen im besetzten Westjordanland; sie kontrollieren rund 40 Prozent des gesamten Gebietes. Und während wir auf den Rückzug aus Gaza starren, wächst auch die Mauer ständig weiter. Sie hindert die Menschen auf beiden Seiten daran, das zu tun, was sie über Generationen hinweg getan haben: zur Arbeit, zum Arzt oder zur Post zu gehen oder Freunde zu besuchen.

Die Zeitung International Herald Tribune schreibt: Eine weitere Facette, die bisher weitgehend ignoriert wurde, hat damit zu tun, wie Israels Ministerpräsident Ariel Scharon Politik macht. Man könnte es den unilateralen Weg nennen. – Friedensgespräche sind das Gegenteil von Unilateralismus. Premier Scharon will den Konflikt mit den Palästinensern eher unter Kontrolle halten, als ihn zu lösen. Aber in Friedensverhandlungen geht es traditionell um Geben und Nehmen. In Gaza sagt Scharon dagegen: Ihr bekommt, was ich euch gebe. Israel entscheidet, was es geben will, und die Palästinenser müssen damit zufrieden sein. Wer hofft, mit Hilfe des israelischen Abzugs den Friedensprozess wieder beleben zu können, muss sich dieser neuen Doktrin bewusst sein.