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Archiv-Artikel

die anderen über heikle arabische staatsgäste in europäischen hauptstädten

Im lothringischen Nancy kommentiert die Zeitung L’Est Républicain: Hauptmann Gaddafi wird also in Paris eine Staatsvisite absolvieren. Die Nachricht ist nicht gerade erfreulich. Doch nach der Befreiung der bulgarischen Krankenschwestern und der Reise von Nicolas Sarkozy nach Libyen war das diplomatische Rückspiel wohl unvermeidlich. Noch ist es programmiert, leider. Dies ist sehr viel Ehre für eine äußerst umstrittene Persönlichkeit, die auf einmal ein salonfähiger Gesprächspartner geworden ist. Gaddafi nach Paris einladen, heißt die Realpolitik – die oft das Ende einer bestimmten moralischen Idee bedeutet – sehr weit treiben.

In London schreibt der Independent: Saudi-Arabien ist eine der treibenden Kräfte hinter der terroristischen Bedrohung des Westens. Das Regime unterstützt die intoleranteste Strömung der islamischen Theologie. Warum unterhält Großbritannien dennoch so enge Beziehungen zu diesem Regime und ehrt es nun sogar durch einen Staatsbesuch (von König Abdullah in London am Montag)? Jobs in der Rüstungsindustrie wären bedroht, wenn Großbritannien das saudische Regime vor den Kopf stößt. Und natürlich gehört zum Gesamtbild, dass die Saudis 40 Prozent der bekannten weltweiten Erdölreserven kontrollieren, die die Weltwirtschaft am Laufen halten.