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Archiv-Artikel

die anderen über europa, afrika und neue grenzzäune

Die Pariser Libération zum Flüchtlingsdrama in Nordafrika: Fast 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Berliner Mauer gibt es an den Toren Europas wieder Stacheldrahtzäune. An ihnen stoßen sich – und sterben manchmal – heute nicht Menschen, die vor der kommunistischen Diktatur flüchten, sondern Einwanderer aus der Sahelzone, die von der verrückten Hoffnung der Hoffnungslosen getrieben werden. Der Skandal ist nicht nur ein marokkanischer, auch wenn das Verhalten der dortigen Behörden nicht zu entschuldigen ist. Die Haltung der EU-Regierungen taugt nicht viel mehr. Sie schweigen peinlich berührt oder waschen ihre Hände in Unschuld.

Zum selben Thema schreibt die spanische Zeitung El Mundo aus Madrid: Afrika benötigt weniger Worte und mehr Taten. Zwar ist die Diagnose der EU-Kommission richtig, dass die Wurzel des Problems (der illegalen Zuwanderung) in der Armut in Afrika liegt. Aber in der Praxis wollen die EU-Staaten von einem Marshall-Plan für Afrika nichts wissen. Sie haben andere Prioritäten. Man gewinnt den Eindruck, dass die jetzt ergriffenen Initiativen nur dazu dienen, Zeit zu gewinnen und die öffentliche Meinung zu beruhigen. Es gibt keinen Anlass zum Optimismus. Anders als in Asien oder Lateinamerika haben sich in Afrika die Lebensbedingungen zuletzt ständig verschlechtert.