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die anderen über die steueramnestie, spielzeug, hunger und sparsame europäer

Der Zürcher Tages-Anzeiger meint zur Amnestie für Steuersünder: Um die Debatte um die Vermögenssteuer unter Verschluss zu halten, braucht es zur Befriedigung von allerlei Begehrlichkeiten also kurzfristig andere Geldquellen. Damit die Amnestie auch ein Erfolg wird, muss der Fiskus den Steuerflüchtlingen näher auf den Pelz rücken. Dies klappt jedoch nur, sofern auch die renitenten Steueroasen mitmachen. Oder zum Mitmachen gezwungen werden. Schröders Wundertüte enthält somit auch eine Botschaft an die Schweiz.

Die Neue Zürcher Zeitung schreibt dazu: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Erstens liegt das Projekt erst in Umrissen vor, und zweitens hat die Opposition bei dieser fiskalischen Frage ein Wort mitzureden. Der Erfolg hängt auch davon ab, ob mit einem dauerhaft milderen Fiskalklima gerechnet wird. Das ist in Deutschland alles andere als sicher. Nicht von ungefähr geben sich Repräsentanten des Finanzplatzes Schweiz, der im Offshore-Geschäft mit der privaten Vermögensverwaltung weltweit führend ist, recht gelassen.

Die Pariser Tageszeitung Libération begrüßt Spielregeln für Spielzeug: Sagen Sie es den Kindern nicht, aber der Weihnachtsmann ist ein Dreckskerl. Er füllt seinen Sack mit Spielzeug, das am anderen Ende der Welt von Arbeitern hergestellt wird, die manchmal kaum den Kinderschuhen entwachsen sind und sich für Elendslöhne aufreiben. Bewegungen, die „Ethik auf den Etiketten“ fordern, verpflichten Hersteller und Händler, aus diesem Anspruch ein Verkaufsargument zu machen. Ohne Widersprüche geht dies nicht.

Le Monde, ebenfalls aus Paris, kommentiert zum Hunger in Afrika: Ist denn diese x-te Nahrungsmittelkrise wirklich auf die klimatischen Gegebenheiten zurückzuführen? Ist sie nicht vor allem von Menschen gemacht, von afrikanischen politischen Führern, eine Strafe für schlechte Politik und Mangel an Organisation? Statt auf den Niederschlagsmesser zu verweisen, sollten doch vielmehr die Nachlässigkeiten der Regierungen, deren Fehler in der Verwaltung und oftmals auch die Korruption verantwortlich gemacht werden.

Die Moskauer Wochenzeitung Moskowskije Nowosti befürwortet den Verbleib der Amerikaner in Zentralasien und Afghanistan: Eine Verdrängung der Amerikaner aus Afghanistan wäre dramatisch und fürchterlich. Eine Fortsetzung des glimmenden Bürgerkriegs, ein ständiger Strom von Drogen und Flüchtlingen wären Besorgnis erregend. Die schlechteste Entwicklung für Russland wäre, dass sich das Interesse der USA an Zentralasien abkühlt und sie die Region an die pazifistischen und sparsamen Europäer abtreten.

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