die anderen über die grünen :
Zum Parteitag der Grünen schreibt die Schwäbische Zeitung, Leutkirch: Dass die Grünen ihren Vormann Fischer feiern, ist nicht neu. Dass dieser aber nicht mehr oberlehrerhaft die Welt erklärt, sondern ins Team zurücktritt, seiner Partei Mut und Lust auf Regierung macht, sich aber gleichzeitig als Oppositionsführer empfiehlt, das ist das Geheimnis des grünen Spitzenkandidaten.
Die Hannoversche Allgemeine Zeitung meint: „Wir können auch Opposition“ – wenn diese Formel von Parteichefin Claudia Roth bedeutet, dass die Grünen in alte Rituale zurückfallen, werden sie als Milieupartei altern und veralten. Nur wenn die Grünen über dieses Milieu hinausgehen, können sie schon in der Opposition neue Regierungsideen formulieren und dafür auch neue Koalitionspartner finden.
Die Westfälische Nachrichten aus Münster schreiben: Verordnete Lust statt überbordender Frust – die Parteiführung ließ keine Gelegenheit aus, ihrer Mannschaft Kampfeswillen und Selbstbewusstsein einzuimpfen. Joschka Fischer darf nun plötzlich wieder ihr Superstar sein. Der Parteitag stellte den gern als Gottvater apostrophierten Außenminister wieder auf den Grünen-Altar. Mit dem Segen der Grünen-Frauen darf er dort sogar alleine glänzen.
Der Reutlinger General-Anzeiger meint: Die Grünen nehmen Abschied von der Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat. Höhere Ökosteuer, koste es, was es wolle? Vorbei. Weg mit Hartz IV, mehr Sozialknete für alle? Ach was. Das Wahlprogramm der Grünen ist zahm ausgefallen. Zwar droht die Partei Besserverdienenden mit einem höheren Spitzensteuersatz und einer angehobenen Beitragsbemessungsgrenze bei der Krankenversicherung, doch sowohl das große Füllhorn als auch der dicke Knüppel bleiben in der Kulisse.
Die Saarbrücker Zeitung kommentiert: Eher schleppt sich eine sieche SPD in die große Koalition, als dass den Grünen der Verbleib an den Fleischtöpfen der Macht gelingen könnte. Die Basis ist froh, keine Kompromisse mit der SPD mehr mitdenken zu müssen. Aber sie spürt auch, dass etwas wegbricht. Mit einem Bein ist man noch in der Regierung, mit dem anderen in der Opposition. Diese Unentschiedenheit nimmt das Wahlprogramm auf. Deshalb können auch alle Parteiflügel damit leben.
Die Badischen Neuesten Nachrichten aus Karlsruhe meinen: In Berlin hat die Partei versucht, das eine zu tun, ohne das andere schon zu lassen: Im Wahlkampf noch regierungsfähig zu erscheinen – und sich doch schon auf die Zeit in der Opposition vorzubereiten. Anders als die dauerdepressive SPD haben die Grünen sich erstaunlich schnell auf die neue Situation eingestellt.