die anderen über den us-wahlkampf :
Ha’aretz aus Tel Aviv kommentiert eine Auslandsumfrage in zehn Staaten, bei der George W. Bush einzig in Israel gut abgeschnitten hat: Bush provoziert Widerstand wegen seiner Außenpolitik und wegen seines Stils, der als unverblümtes Gestammel wahrgenommen wird, als provinziell und machtgeleitet. Im Zentrum der Bush-Politik steht die globale Überlegenheit Amerikas. Die Unterstützung für die Bush-Regierung überlebte die Militäroperationen gegen al-Qaida und die Taliban in Afghanistan – löste sich aber auf, als Bush entschied, das Zentrum seines Antiterrorkampfs in den Irak zu verlegen, und das auf Basis von Hypothesen, die zum Teil falsch waren.
Das Sydsvenska Dagebladet aus Malmö meint: Könnte die übrige Welt wählen, Bush würde vermutlich mit Schimpf und Schande aus dem Weißen Haus gejagt. Sicher spielt es keine Rolle, was europäische Politiker und Experten vom derzeitigen US-Präsidenten halten, und seine Verdienste sollten nicht ganz vergessen werden: Nach dem 11. September ging Bush resolut gegen die Taliban und al-Qaida vor und scharte eine schockierte Nation hinter sich. Das war sein großer Augenblick, und selbst Kerry sprach ihm hierfür sein Lob aus. Aber dass Bush 2001 der richtige Mann am richtigen Ort war, bedeutet nicht, dass er es auch 2004 ist.
Die Gulf News aus Dubai schreiben: Die Fernsehdebatten sind vorüber und die Amerikaner sind gespalten in der Frage, wem sie nun ihre Stimme geben sollen. Die Welt indes teilt dieses Dilemma nicht. Eine Umfrage besagt, dass die internationale Gemeinschaft eindeutig auf der Seite der Demokraten steht. Die Umfrage macht zugleich einen deutlichen Unterschied zwischen ignorantem Antiamerikanismus und legitimer Kritik an der US-Politik: 68 Prozent der Befragten hatten von der amerikanischen Bevölkerung ein positives Bild.
Le Monde aus Paris kommentiert: International geht es um nichts weniger als ein imperiales, unilaterales Amerika – oder ein offenes und multilaterales Amerika. Aber auch in puncto Wirtschaft ist diese Wahl von enormer Bedeutung, wenn auch in gewisser Weise umgekehrt: Wenn George W. Bush gewinnt, wird der Liberalismus seinen Weg fortsetzen. Siegt Kerry, wird es einen Haltepunkt geben: Die Globalisierung wird nicht mehr als die Lösung angesehen werden, sondern vielmehr als das Problem – und man darf nicht sicher sein, ob der Begriff Protektionismus, der in den Reihen der US-Demokraten eine große Rolle spielt, wirklich vom Tisch ist.