die anderen über das ende des streits der eu mit der türkei :
Der Tages-Anzeiger aus Zürich bemerkt: Unbeantwortet bleibt dennoch die spannende Frage, wie sich der sonst so geschickt agierende Erdogan in diesem Punkt so verrechnen konnte. Hat er allen Ernstes geglaubt, dass Brüssel solche Zugeständnisse an seine islamisch-konservative Wahlklientel in dieser entscheidenden Phase schlucken würde? Oder hat er sich schlicht als genialer Machiavellist bewiesen, der kühl berechnend mit diesem Manöver die Reformbremser in der eigenen Partei auf seinen Europakurs zwang? Jedenfalls lässt sich schon heute prophezeien, dass während der nächsten Jahre solche kleinen und größeren Krisen zur Taktik beider Seiten gehören werden.
Le Républicain Lorrain aus Metz schreibt: Seit 40 Jahren wartet die Türkei auf ihre Aufnahme in Europa. Nun steht die Entscheidung im denkbar schlechtesten Moment an: zu einem Zeitpunkt, wo die 25 Länder der erweiterten Europäischen Union sich zu einer Verfassung äußern müssen, deren Ratifizierung zugleich Ängste und Frustrationen der Völker erweckt; die Furcht vor einer verwässerten, noch schlecht definierten europäischen Identität und außerdem nicht wenige politische Hintergedanken. Die Frage des türkischen Beitritts könnte aus der Debatte über das im kommenden Jahr geplante Verfassungsreferendum eine schmutzige Diskussion machen.