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Archiv-Artikel

dgb packt ein Handtuchwurf für Rot-Grün

Es war immer eine große Stärke und eine große Schwäche des DGB, sich den Verhältnissen anzupassen. Die Ankündigung von DGB-Chef Michael Sommer, die Protestplakate gegen die rot-grünen Reformen einzumotten, folgen der historischen Logik des Konzepts Einheitsgewerkschaft. Das ungeschriebene DGB-Gesetz war schon immer: Wenn die Mächtigen es partout so wollen und die Regierten nur halbherzig dagegen protestieren, werfen wir eben das Handtuch. Neue progressive Ideen sind deshalb selten vom DGB ausgegangen, die Kollegen haben den Fortschritt immer nur verwaltet.

KOMMENTAR VONMARTIN TEIGELER

Und dieser Fortschritt ist heute nicht mehr wie in den 70er Jahren Arbeitszeitverkürzung und Lohnerhöhung. Gerade die NRW-Gewerkschaften mussten sich von Bochum (Opel) bis Bocholt (Siemens) mit neuen, globalisierten Zeiten arrangieren.

Die Mehrheit der Beschäftigten ist nicht bereit, edle, aber aussichtslose Kämpfe gegen den weltweiten Wettbewerb auszufechten. Der Bochumer Opel-Streik dauerte nur ein paar Tage, die Bocholter Handy-Bauer mussten sich von Siemens-Chef Pierer erpressen lassen. Bei so viel Pragmatismus ist es nur logisch, sich ebenfalls den politischen Realitäten zu stellen. Flexibilität also nicht nur auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch im Bundes- und Landtag. SPD und Grüne können sich freuen: Der DGB-Strategiewechsel kommt einer stillschweigenden Wahlempfehlung für Rot-Grün gleich.