der „zug der erinnerung“ in bremen : Bezeichnendes Desinteresse
Es geht nur um Symbolpolitik, nicht um handfeste Gesetzestexte oder um Gelder, die auszugeben oder einzusparen wären. Doch oftmals sind es gerade die Symbole, die in öffentlicher Erinnerung bleiben – insbesondere, wenn es um das Gedenken an die Nazi-Zeit geht. Gerade deswegen ist das seitens der Bremer Politik bekundete Desinteresse am „Zug der Erinnerung“ äußerst peinlich.
Kommentar von JAN ZIER
Am Ende haben wenigstens der Grüne Hermann Kuhn und Bürgermeister Jens Böhrnsen die eintägige Gedenkveranstaltung an die Kinder-Deportationen der Nationalsozialisten für Bremen gerettet. Die Politiker-Ehre ist also wieder hergestellt, die schon abgesagte Veranstaltung kann doch statt finden, der Bürgermeister sie mit warmen Worten willkommen heißen.
Doch keine einzige der immerhin fünf Parlamentsfraktionen und nur ein einziger von 83 Mandatsträgern haben es für nötig gehalten, der schriftlich an sie heran getragenen Initiative Beachtung zu schenken. Nicht einmal die Linken, die sonst gerne den Antifaschismus für sich reklamieren. Keinem von denen, die im Parlament wohlfeil an die „gesellschaftspolitische Wachsamkeit“ appellieren, war die Anfrage auch nur einer Zeile wert. Aber auch das ist ein bezeichnendes Symbol der Politik.