der wochenend-krimi : Kaffeekränzchen
„Tatort: Todesbande“, So., 20.15, ARD
Im Morast der Hamburger Landespolitik scheint jede Ungeheuerlichkeit vorstellbar. Regisseur Thomas Bohn, der 2001 angetreten war, um dem ehedem verschnarchten „Tatort“ im Norden einen zeitgemäßen Relaunch zu verpassen, findet in der Stadt also einen prima Nährboden für spektakuläre Krimi-Plots. Nicht immer hat er die Vorgaben gut genutzt; die unreflektierte Thematisierung des finalen Rettungsschusses etwa in der Geiseldramafolge „Der Passagier“ war ein „Tatort“-Tiefpunkt. Jetzt wird bei Bohn auf einer Globalisierungsgegner-Demo ein Polizist ins Koma geprügelt. Allerdings findet Kommissar Casstorff (Robert Atzorn) bald heraus, dass die vermummten Delinquenten keine Linksaktivisten, sondern Handlanger eines hohen politischen Tiers sind. Brisanter Stoff also – dessen Potenzial aber leider nicht ausgeschöpft wird. Denn Bohn schlüsselt das Szenarium derart diplomatisch auf, dass schließlich alles Verstörende aus der Handlung getilgt ist. Am Ende reichen sich Globalisierungsgegner und Ordnungshüter beim Kaffeekränzchen brav die Hand und tauschen Michael-Moore-DVDs. CHRISTIAN BUSS