der sechste tag :
Gut die Hälfte der Berlinale ist um, Zeit für eine Zwischenbilanz. Mit einem großen Schwung Musikfilme war es losgegangen, so mancher Kritiker witterte schon einen neuen Trend. Langsam wird allerdings etwas ganz anderes klar: Der eigentliche Großtrend der diesjährigen Berlinale ist das Leid der Kinder. Ob in Wettbewerb, Forum oder Panorama, überall laufen Filme, in denen Kinder schwere Krankheiten bekommen, entführt werden, Filme, in denen man sie zur Prostitution zwingt, vergewaltigt, als Soldaten in den Krieg schickt.
Bei diesem düsteren Bild, dass die Filmemacher von dem Zustand unserer geschundenen und von Gewalt erschütterten Welt zeichnen, kann man von Glück reden, dass sie nicht nur Filme machen, sondern auch sonst die Welt verändern. Etwa, indem sie sich bei der Berlinale-Benefizgala „Cinema for Peace“ treffen. Zum siebten Mal findet sie am Montagabend statt, Hilary Swank, Ben Kingsley und Joseph Fiennes kommen ins Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Die Wohltätigkeitsveranstaltung steht in diesem Jahr im Zeichen von Umwelt und Klimawandel. Erstmals wird dabei eine filmische Leistung, die nach Angaben der Veranstalter „für herausragendes Umwelt-Engagement“ steht, mit dem „CleanEnergy Award“ ausgezeichnet.
Außerdem wird der wertvollste Film des Jahres gekürt, der aus der Sicht der Jurymitglieder am deutlichsten und filmisch gelungensten „einen wertvollen Beitrag für eine friedfertigere Welt leistet“. Bei der Veranstaltung, die als einer der gesellschaftlichen Höhepunkte im Rahmen der Berlinale gilt, werden unter anderen auch die Operndiva Anna Netrebko und die Mitglieder des Komitees der Initiative „Cinema for Peace“ Bob Geldof, Catherine Deneuve und Christopher Lee erwartet. Die bei der Gala gesammelten Spenden kommen in diesem Jahr dem UN-Entwicklungsfonds für Frauen sowie der „Cinema for Peace Foundation“ zugute. Also im Endeffekt auch den Kindern.
Ansonsten sind Penélope Cruz und Ben Kingsley am Sonntagabend über den roten Berlinale-Teppich am Potsdamer Platz gegangen. Und auch Hollywoodstar Goldie Hawn und Kameramann Michael Ballhaus waren unter den Gästen, als das amerikanische Drama „Elegy“ seine Weltpremiere hatte, das im Wettbewerb der Berlinale läuft. Ein Film, der ganz ohne Kindesleid auskommt und von dem wohl dauerhaftesten Thema handelt, dem sich alternde Regisseure widmen können: der Geschichte vom älteren Herrn, der von jungen Frauen begehrt wird. Der besondere Dreh hier – mit der Regisseurin Isabel Coixet hat ihn eine Frau Anfang vierzig gemacht.