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Archiv-Artikel

der sechste tag

And the Altstar-Reigen continues. Am Sonntagabend war es Clint Eastwood, der im grauen Anzug, mit grauen Haaren und etwas blass im Gesicht den Berlinale Palast betrat. Es steht zu lesen, dass der zweifache Oscar-Preisträger seinen ersten Berlinbesuch mit beispielhafter Gelassenheit und Würde absolvierte. Der 76-Jährige war gekommen, um seinen Film „Letters from Iwo Jima“, der außer Konkurrenz im Wettbewerb läuft, zu präsentieren. Dieser ist sozusagen der zweite Teil des Eastwood’schen Schlachtengemäldes über den Kampf um ein japanisches Eiland im Zweiten Weltkrieg. Part eins („Flags of our Fathers“), aus der Perspektive der US-Soldaten erzählt, lief vor drei Wochen in unseren Kinos an. Jetzt hat sich Eastwood die Geschichte von der japanischen Seite aus angeschaut. Dass Festivalchef Dieter Kosslick nichts anderes einfiel, als Clint Eastwood mit einem Verlegenheitspreis auszuzeichnen, der „Berlinale-Kamera für Toleranz und Verständigung“, ist ein bisschen peinlich. Aber Eastwood akzeptierte die Trophäe mit leisem Lächeln. Viel mehr kann man sich zur Halbzeit der Berlinale auch insgesamt noch nicht abringen – zumindest, was die Wettbewerbsbeiträge anbelangt: De Niros CIA-Drama „Der gute Hirte“ ganz schön gähn, Ruzowitzkys „Die Fälscher“ ganz genauso, der südafrikanische Film „Goodbye Bafana“ über Mandelas Gefängniswärter bieder und kitschig zugleich, „The Good German“ trotz Cate Blanchett als Trümmervamp ein wenig zu nostalgisierend. Bislang konnte nur Korea mit „Ich bin ein Cyborg, aber das macht nichts“ ein wenig Frische in den Wettbewerb bringen. Aber warten wir mal noch auf Christian Petzold, der mit „Yella“ übermorgen antritt.