der rechte rand : Open Air auf Stimmenfang
Zu Pfingsten wollen Neonazis ein Open-Air-Festival im mecklenburgischen Gammelin-Bakendorf ausrichten. Die Wochenkarte kostet dreißig beziehungsweise vierzig Euro, die Tageskarte fünfzehn. „Die Anmeldung liegt vor“, bestätigt Christopher Pöschke, Justiziar beim Landkreis Ludwigslust. Bereits vier Monate vor der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern versuchen die Neonazis Jürgen Witt und Klaus Bärthel mit dem Event die Gunst der Wähler zu gewinnen.
Im Anmeldebogen trugen die Veranstalter denn auch ein: „Wahlen und Musik“. Ganz bürgernah und jugendfreundlich möchten sich die Kader der NPD und der „Freien Kameradschaften“ am Wochenende in dem kleinen Ort bei Schwerin geben – mit Rechtsrockern und Rednern, mit Infoständen und Hüpfburg, mit Bier und Bratwurst. An die 500 Besucher erwarten sie, es spielen Bands wie „Word of Anger“, „Kommando Ost“ und „Spreegeschwader“.
Ob der Landkreis ein Verbot anstrebt, konnte Pöschke noch nicht sagen. Viele Einwohner des Ortes hoffen, dass Witt Konzert und Zeltlager nicht veranstalten darf. Das Grundstück gehört ihm. Bärthel, der für die NPD im Kreistag von Ludwigslust sitzt, und Witt, der vor wenigen Jahren in Hagenow den Verein „Freie Deutsche“ gründete, kündigten bereits an, dass sie ein Verbot nicht hinnehmen werden. „Wir gehen bis zur letzten Instanz“, droht Witt. Um ein Verbot zu erschweren, hat er bei der Polizei auch gleich die Liste der Bands und deren Lieder vorgelegt und die Staatsschützer eingeladen, bei „freiem Eintritt unter Vorlage ihres Dienstausweises“.
Vor allem die Rechtsrockstars ziehen die rechten Jugendlichen an. Die Band „Spreegeschwader“ ist wegen ihrer Texte sehr beliebt. „Kämpft für Euer Blut (...) vernichtet diesen Virus der unser Volk befiel, die Reinheit zu wahren, das ist unser Ziel“, werden die Berliner wohl nicht anstimmen. Der Song steht auf dem Index. Erst im April brach die Polizei einen Auftritt der Band in Berlin-Lichtenberg ab. Aber auch die Gruppe „Word of Anger“ zieht in der Szene. Die Schleswig-Holsteiner betonen, dass „alle Bandmitglieder politisch aktiv sind“ und erklären die Neonazi-Terrorgruppe „Combat 18“ für „ne feine Sache“.
Bereits im Sommer 2002 versuchte Witt in seinem damaligen Wohnort Scharbow, ein Festival zu veranstalten. Die Polizei löste den Event mit 450 Rechten aber auf.