der rechte rand : Sturmangriff aufs Schloss
Zwischen Elbe und Ostsee tritt die NPD flächendeckend an. Für die Wahl in Mecklenburg-Vorpommern am 17. September stellt der Landesverband in allen 36 Wahlkreisen eigene Direktkandidaten auf. Dieser „Kraftakt“ offenbare, „wie sehr die nationale Opposition inmitten des Volkes verankert“ sei, sagt Stefan Köster, NPD-Landesvorsitzender und Landtagskandidat. Schon vor Monaten haben Initiativen und der Verfassungsschutz davor gewarnt, dass durch das „bürgernahe Auftreten“ der NPD der „Wahlzuspruch“ steige.
„Die Akzeptanz gegenüber rechtsextremen Inhalten wächst kontinuierlich“, sagt eine Mitarbeiterin des „Mobilen Beratungsteams für Demokratien und Kultur“ (mbt). Eine aktuelle Studie belegt, dass in dem Bundesland 30 Prozent der Befragten „rechtsextreme Einstellungen“ aufweisen. Bei der Bundestagswahl 2005 bekam die NPD in im Land 3,5 Prozent der abgegebenen Stimmen. Mit „sieben Prozent plus x“ hofft Wahlkampfleiter Holger Apfel, im September „als viertstärkste Partei ins Schweriner Schloss“ zu gelangen. Apfel ist zugleich NPD-Fraktionschef im sächsischen Landtag, in den die NPD mit 9,2 Prozent der Stimmen einzog.
In einigen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns sind NPD und Freie Kameradschaften längst in den Kommunen verankert, erzählt die mbt-Mitarbeiterin. Die Region Lübtheen im Westen Mecklenburgs ist so eine. „Hier wächst eine Kernmannschaft der nationalen Opposition zusammen mit den Menschen, die hier leben“, prahlte unlängst Udo Pastörs, NPD-Spitzenkandidat aus Lübtheen. Bürgermeisterin Ute Lindenau möchte gegenüber der taz nicht verneinen, dass im Ort „freundliche und nachbarschaftliche Beziehungen zu den Rechten bestehen“.
So schauten beim NPD-Wahlauftakt am 18. Juni denn auch Nachbarn vorbei, die örtliche Taxi-Unternehmerin etwa, oder ein Gründungsmitglied der Bürgerinitiative „Braunkohle Nein!“. An der Grundschule ist die Frau des NPD-Kreischefs Elternratsvorsitzende und Pastörs beim Mittelständler-Stammtisch gern gesehen. Auffällig unauffällig sind indes die örtlichen „Glatzen“ – der Wahlerfolg soll eben nicht gefährdet werden.