der rechte rand : Szenetreff feiert Jubiläum
In der rechten Szene ist das Datum ein fester Termin: Es ist aber keine „Arbeitszusammenkunft“, die da Anfang Oktober nach Neumünster lockt: In dem schleswig-holsteinischen Städtchen lädt der „Club 88 – The very last resort“ wieder mal zur Jubiläumsparty ein. Wer in Norddeutschlands NPD oder den „Freien Kameradschaften“ dazugehören will, dürfte da wieder anreisen. Die Kameraden um Betreiberin Christiane Dolscheid versprechen: „11 Jahre Club 88. Wir feiern – aber richtig!!“ Für das Event „mit vielen Überraschungen“ wirbt unter anderem die Kieler NPD auf ihrer Website.
In den vergangenen Jahren reisten gut 400 Club-Freunde an, und zu einem Jubiläumskonzert an einem anderen Veranstaltungsort kamen sogar mehr als 650 Kameraden. Regelmäßig ist der Club, gleich gegenüber einer Grund- und Hauptschule gelegen, zu klein für die zahlreichen Gratulanten. 2006 störte das wenig: Vor der Tür tranken sie Bier, im Hinterhof konnten sie unter Partyzelten sitzen, beschallt vom Rechtsrock, der aus dem Gebäude dröhnte. Einige Gäste rannten „Sieg Heil“ grölend durch den Stadtteil, andere zeigten vom Auto aus den „Deutschen Gruß“.
Antifa-Initiativen schenkten dem Stadtrat vergangenes Jahr, zum zehnjährigen Bestehen des „88“, eine Tortenattrappe. Ihr Vorwurf, damals wie heute: Die Parteien gingen nicht konsequent gegen den Nazi-Treff vor (www.club88-schliessen.tk).
Der „Club 88“ sei im Rat lange kein Thema mehr gewesen, räumt SPD-Ratsherr Andreas Hering ein: „Aktuell stand er nicht auf der Tagesordnung.“ Das Thema an sich, sagt Hering, aber sehr wohl: Denn längst haben die Rechten einen weiteren Treffpunkt in Neumünster erschlossen: in der Gaststätte „Titanic“, nahe dem alternativen Jugendzentrum. „Titanic“-Wirt Horst M. selbst lief im März beim NPD-Marsch in Lübeck mit, und immer wieder beklagen Jugendliche Übergriffe von Rechten unweit des Lokals.