der kommentar : Google versucht’s mit Demokratie
Google will seine Aktien im Internet versteigern und ärgert damit die Investmentbanker der Wall Street. Die Börse wird die Suchmaschine damit aber nicht demokratisieren
Außer dem schönen Gefühl der Häme, dass den Investmentbankern, die sonst bei Börsengängen immer die besten Aktien zugeschanzt bekommen, ein Riesengewinn entgeht, bringt die Aktien-Versteigerung im Internet Google kaum Vorteile. Ohne eine durch Banken festgesetzte Preisspanne treiben möglicherweise Anleger in der Auktion die Preise in Höhen, die die Aktien hinterher umso tiefer abstürzen lassen können.
Die Gründe von Google mögen durchaus sympathisch erscheinen: Die Firma mit dem Motto „Tu nichts Böses“ will sich von der kurzfristigen Profitorientierung der Investmentbanker und vom Konzept des „Shareholdervalue“ abkoppeln, das für schnelle Gewinne über Leichen geht. Aus demselben Grund sind die neuen Aktien mit so geringen Stimmrechten ausgestattet, dass auch künftig die Firmengründer, die das Gutmenschentum für sich gepachtet zu haben scheinen, das alleinige Sagen haben werden.
Verständlich mag das sein – demokratisch ist es nicht gerade. Ein bisschen Kontrolle könnte der oft übermächtig erscheinenden Suchmaschine selbst ganz gut tun. Etwa wenn der Suchalgorithmus über die Existenz von kleinen Internet-Klitschen mitentscheidet oder wenn Google zwecks gezielter Werbung E-Mails mitlesen möchte.
Da ist es nur tröstlich, dass die Macht nicht unbegrenzt ist. Schließlich ist auch Google nicht davor gefeit, dass die Nutzer zur Konkurrenz wie Microsoft abwandern. Die hat den Vorteil, dass sie nicht so tun muss, als sei sie ein Good Guy. NICOLA LIEBERT