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der kommentarWas ist das eigentlich, was da passiert?

Kommentar von Sebastian Moll

Die Tour de France ist immer wieder schön. Nur ernst nehmen darf man sie nicht mehr.

r gendwie hat es auch etwas Befreiendes, dass die Dinge jetzt klar sind. Es war schließlich anstrengend die ganzen Jahre über, dieses emotionale Hin und Her, diese Schizophrenie. Im einen Moment hatte man sich von begeisternden Radsportschlachten an endlosen Alpenhängen mitreißen lassen. Im nächsten Moment musste man sich fragen, ob das nun eine Schmierenkomödie war, die man dort vorgegaukelt bekam, oder echter Sport. Jetzt hat das Schwanken ein Ende. Nach allem, was in den vergangenen Monaten über den Radsport ans Tageslicht kam, ist prinzipiell davon auszugehen, dass es eine Schmierenkomödie ist. Die Unschuldsvermutung und mit ihr die Hoffnung, dass es sich bei der unbestreitbar faszinierenden Disziplin Radsport um wahrhaftigen Sport handelt, ist nicht mehr zu halten.

Diese Lage der Dinge wirft freilich neue Fragen auf. Was fängt man jetzt mit diesem Phänomen an, das in den kommenden drei Wochen durch Frankreich rollt? Was ist das eigentlich, was da passiert? Und weiter - warum verdirbt das Wissen um die Dopingseuche einem eigentlich den Spaß? Die Antwort liegt auf der Hand - faszinierend ist Sport, wenn man weiß, dass da unglaubliche Leistungen mit Körpern vollbracht werden, die im Prinzip nicht anders sind, als der eigene unzulängliche Leib. Das lässt einen Jubeln, das lässt die Kinnlade nach unten klappen.

Gedopte Körper sind hingegen ganz andere Maschinen. Sie sind Kunstprodukte, und die Leistungen, die damit vollbracht werden, sind abstrakt. Sie lassen einen kalt. Man betrachtet sie wie Stunts in einem Hollywoodfilm oder wie Comics, in denen nach einem Fausthieb jemand zwanzig Meter in die Luft fliegt, weil die Naturgesetze hier keine Rolle spielen. Andererseits ist das vielleicht auch ein elitärer Geschmack. Die Kinos sind ja schließlich auch bei Hollywood Action-Streifen voll und man sollte die Millionen, denen das gefällt, nicht moralisch verurteilen. Man kann nur sagen, das ist nichts für mich.

So kann man jetzt sicher die Entscheidung treffen, sich keinen Radsport mehr anzutun und an heißen Julinachmittagen lieber selbst eine Radtour an den Badesee zu machen, anstatt sich vor den Fernseher zu setzen. Wenn man sich dazu entschließt, sich das Spektakel trotzdem anzutun, sollte man sich die Zeit jedoch nicht damit versauen, sich ständig über die Verderbtheit des Geschehens zu ereifern. Man sollte es genießen, so wie man eben manchmal einen gut gemachten Horrorstreifen oder einen schmalzigen Liebesfilm genießt. Nur ernst nehmen darf man es halt nicht mehr.

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