der kommentar : DFB gewinnt Spiel, aber keine Zuversicht
Es war kein wirklich schöner Tag für Óscar Arias Sánchez, den Präsidenten von Costa Rica. Ein Remis hatte er sich erhofft im Eröffnungsspiel gegen die Deutschen, doch es kam, wie es kam: Der Gastgeber gewann zum Auftakt der WM gegen die Ticos mit 4:2. Verdient, aber nicht souverän.
Dabei schien alles an diesem Freitagabend zu passen, war wie von einem Choreografen gemacht: Ein sommerliches Hoch lag über der Münchner Arena, die Masse war begeisterungswillig, bunt berockt und Budweiser-trunken, die Eröffnungsfeier deftig-krachledern. Ja sogar die deutsche Offensive war bisweilen in Spiellaune – auch ohne die Inspirationen eines Michael Ballack; der fehlte wegen einer Wadenverletzung. Herr Sánchez hätte den deutschen Kapitän gern spielen sehen – und sein Team siegen. Aber dafür war die DFB-Auswahl denn doch zu stark.
So in etwa hatte es sich Jürgen Klinsmann erträumt: dass seine Elf das Spiel die meiste Zeit über bestimmt, „Dominanz ausübt“, wie der Bundestrainer fortwährend betont; dass der Funke vom Feld überspringt auf die Ränge; dass die Presse nach diesem Spiel handzahm sein wird und die junge Mannschaft an Zuversicht gewinnt. Das kann er vergessen.
Weniger froh dürfte er darüber sein, dass die Innenverteidigung wieder Schwächen zeigte und mit der Abseitsfalle so gar nicht klarkam. Die Elf Costa Ricas war ein erstaunlich starker Sparringspartner. Man sollte freilich nicht vergessen, dass die DFB-Auswahl nicht nur gegen elf Profis aus Mittelamerika antrat, sie kämpfte gegen die eigene Nervosität und übergroße Erwartungen an. Der Bundestrainer traut ihr seit Amtsantritt den Titelgewinn zu. Das Land fordert ihn mittlerweile auch.
Ist er nach diesem Spiel wahrscheinlicher geworden? Schwer zu sagen, denn erst jetzt kommen klobige Prüfsteine: Polen am Mittwoch und anschließend Ecuador. Und sollte diese Arbeit erledigt sein, stehen Klinsmanns WM-Volontäre vor dem großen Examen: dem Achtelfinale. In diesem Ausscheidungsspiel entscheidet sich die Zukunft des Teams. MARKUS VÖLKER