der kommentar: Bobo-Nation

Im Berliner Stadteil Prenzlauer Berg wurde am Wochenende der „größte Bio-Supermarkt Europas“ eröffnet. Wo sonst.

Eintausendsechshundert Quadratmeter Verkaufsfläche auf zwei Etagen, 180 Käsesorten, Sustainable Rasierpinsel, 200 Sorten Wein und eine Spiel- und Krabbelecke mit „Erfahrungsbereich“ für die kleinen Lisa-Marie-Antoinettes und Konradin-Tankreds – endlich! Lange genug musste Berlin im europäischen Bobo-Vergleich zurückstecken: In London und Paris gibt es nicht nur viel mehr von ihnen, es sind auch meistens richtige. Ein richtiger Bobo (Bourgeois Bohemien) ist nur, wer auch Geld auf der Tasche hat. Genau genommen handelt es sich bei den meisten Bewohnern von Prenzlauer Berg also nur um Bobo-AnwärterInnen.

Die Eröffnung des Bio-Mega-Stores in der geradezu notorischen Kollwitzstraße hat somit geradezu symbolischen Charakter – es geht aufwärts mit der Wirtschaft, dem Land und Berlin. Denn bei der „LPG Senefelder Platz“ hat man nicht nur an die Kinder gedacht, in der eigenen Tiefgarage gibt es 50 Stellplätze für Saab & SUV. MRE