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Archiv-Artikel

der kleine prinz von RALF SOTSCHECK

Der arme Junge. Am Samstag ist er 21 Jahre alt geworden. Früher war man in dem Alter volljährig, und es wurde von einem erwartet, sich entsprechend zu benehmen. William musste sich praktisch seit seiner Geburt wie ein Erwachsener benehmen, denn er soll einmal britischer König werden. Dabei hat er sich für diesen Job nie beworben. Aber das nützt ihm nichts. Er musste von klein auf in die Lehre gehen, doch seine Karriere hängt vom Gesundheitszustand der Ahnen ab.

Das Volk der Shilluk am Weißen Nil hat seinen König erwürgt, wenn er etwas tatterig wurde. Dem Herrscher von Quilacare in Indien ging es auch nicht besser. Er lebte zwölf Jahre im größten Luxus, musste sich danach aber auf ein Schafott stellen und sich Nase, Ohren, Beine und möglichst viel Fleisch abschneiden, bevor er sich schließlich die Kehle aufschlitzte. In England machen sie es heutzutage langsamer.

Eigentlich kann sich William auf nichts mehr freuen im Leben, denn alles ist vorgezeichnet. Er wird Supermärkte eröffnen, mit seinem Vater Polospiele besuchen und aus fahrenden Autos winken. Die Hofberichterstatter werden jede seiner Äußerungen unter die Lupe nehmen. Einen Vorgeschmack bekam er vorige Woche, als Peter Archer, der Königshausexperte einer Nachrichtenagentur, ein Interview mit ihm führte. William habe „einen festen Händedruck, ein offenes Lächeln und einen jungenhaften Charme“, wusste Archer zu berichten.

David Aaranovitc vom Guardian hat diese Eigenschaften im Internet in eine Suchmaschine eingegeben. Er bekam zwei Treffermeldungen. Die erste war die Beschreibung eines Männerpuffs, die eine zufriedene Kundin verfasst hatte; die andere war ein Softporno: „ ,Emma‘, stöhnte er, als sein Mund über ihre Kehle wanderte.“ Danach wanderte der Mund mit dem offenen Lächeln und dem jungenhaften Charme immer tiefer, und mit der Geschichte ging es ebenso bergab.

Am Donnerstag war der lächelnde Prinz mit seinem Vater in Wales, denn er wird einmal dessen Nachfolger als Prinz von Wales, und da sollte man sich ab und zu mal blicken lassen. Die beiden Herren flogen nach Newport und besuchten ein Heim für ledige Obdachlose. Die werden sich über den Besuch der Prinzen mit den vielen Schlössern mächtig gefreut haben. Danach ging es weiter zum Markt nach Anglesey, wo sich William einen Aprikosenbrand, einen Schlehen-Gin und einen Likör aus Schokolade, Vanille, Karamel und Sahne hinter die Binde kippte. Zum Nachtisch gab es ein helles Bier namens „Amnesie“. Das Bier halte, was der Name verspreche, warnte ihn der Barkeeper. Als Charles dann seinen Sohn aufforderte, noch einen Schnaps für die Fotografen zu nehmen, fragte William ihn: „Willst du mich besoffen machen?“

Unglücklicherweise benutzte der kleine Prinz das Wort „pissed“, obwohl es im Englischen mindestens 50 Alternativen für „besoffen“ gibt. Ein gefundenes Fressen für die Boulevardpresse. Alle Blätter machten damit auf, dass aus dem Mund mit dem offenen Lächeln ein Untenrum-Wort gekrochen sei. Und so was will mal König werden. God save England.