der kaiser der lüfte : Die Erfindung der Taumelscheibe
Wenn überhaupt, dann hat Leonardo da Vinci den Hubschrauber erfunden, freilich ohne ihn zu bauen. Der Fw 61, dessen Jungfernflug vor genau 70 Jahren auf dem Gelände des Bremer Flughafens stattfand, war sogar noch nicht einmal das erste rotorgetriebene Fluggerät. Er hatte jedoch gegenüber seinen in den 1920er-Jahren konstruierten Vorgängern einen ganz großen Vorteil: Man konnte ihn lenken.
Wie nützlich so ein lenkbarer Helikopter ist, führt derzeit Franz Beckenbauer vor, der sich per Hubschrauber von einem Fußball-Stadion zum nächsten fliegen lässt, wo er auch stets ankommt, obwohl er mit zunehmender WM-Dauer immer orientierungsloser wirkt. Möglich macht das ein von dem Bremer Luftfahrtpionier Heinrich Focke und seinem Kompagnon Georg Wulf entwickeltes Zubehör: die Taumelscheibe. Sie lässt sich entlang des Rotormastes verschieben und quer zu ihm neigen. Das Fluggerät wird dadurch zum Muster an Gelenkigkeit: Kreise, Pirouetten, Formationen – das alles ist machbar, wie Francis Ford Coppola in „Apocalypse Now“ gezeigt hat.
Weder Hubschrauber noch Taumelscheibe sind unschuldige Erfindungen. Und sowohl Focke als auch Wulf dürften gewusst haben, dass ihre Arbeit der Aufrüstung diente. Sprich: Seit 1919 verboten war. Den Auftrag hatten sie vom Reichsluftfahrtminister und das Projekt war streng geheim. Ein Zeitzeuge, der zur Aufstellung des 1:1-Modells am Airport geladen war, monierte denn auch das Fehlen des Hakenkreuzes an dessen Heckflosse.
Trotzdem ist es legitim, festlich-erregt des Flieger-Jubiläums zu gedenken. Denn die Senkrechtstarter dienen auch nichtmilitärischen Zwecken. So empfiehlt Beckenbauer jedem, per Helikopter durch Deutschland zu fliegen, „weil man dann erst sieht, wie schön das Land ist“. Ebenso starten Hubschrauber vom Bremer Flughafen heute nur noch zu Rettungseinsätzen. Die wahrscheinlich älteste zivile Nutzung des Hubschraubers ist aber dieser unvermeidliche Witz von den zwei fliegenden Möhren. Sagt die eine: Vorsicht, da kommt ein Hub-Schrábbschrábbschrább. Oder so ähnlich. bes