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ddp und ap arbeiten zusammenBündnis der Agenturen

Die deutschen Ableger vom Deutschen Depeschendienst (ddp) und Associated Press (AP) wollen zusammengehen. Das erzeugt Druck auf die dpa.

Das Büro der ddp am Berliner Alexanerplatz. Bild: dpa

BELRIN taz | Nachdem man sich tagelang verbal gewunden hat, ist die Katze jetzt auch offiziell aus dem Sack: Der deutsche Ableger der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press (AP) und der Deutsche Depeschendienst (ddp) wollen zusammengehen. Der Chefredakteur des deutschen AP-Dienstes, Peter M. Gehrig, bestätigte damit die taz-Berichte der letzten Tage.

Offiziell wird zwar nur von einer "engen Zusammenarbeit auf dem deutschen Markt" gesprochen, de facto geht es aber um die gemeinsame Nutzung der von beiden Partnern produzierten Nachrichtendienste in Text und Bild. Der deutsche Dienst von AP beschäftigt laut Gehrig zur Zeit rund 120 Mitarbeiter. Der ddp hat eigenen Angaben zufolge mehr als 140 fest angestellte Wort- und Bildjournalisten.

Der ddp hatte 1992 die ehemals staatliche DDR-Nachrichtenagentur ADN übernommen und gehörte seit 1998 zunächst zur Kirch- und später zur ProSiebenSat.1-Mediengruppe. 2004 musste er Insolvenz anmelden und ging an eine Beteiligungsgesellschaft, bevor ihn im Januar 2009 die heutigen Eigentümer Peter Löw und Martin Vorderwülbecke übernahmen.

Durch einen Zusammenschluss von AP Deutschland und ddp entstünde die zweitstärkste Nachrichtenagentur nach der Deutschen Presse Agentur (dpa), die sich im genossenschaftlichen Besitz der deutschen Zeitungsverlage befindet. Der künftige AP/ddp-Verbund dürfte den Druck auf die dpa, der viele Verlage weiterhin Unflexibilität und zu teure Angebote vorwerfen, weiter erhöhen.

Anfang 2009 hatte der Essener WAZ-Konzern sämtliche dpa-Dienste für seine Blätter in Nordrhein-Westfalen und Thüringen gekündigt. Auch die zur Ippen-Gruppe gehörende Hessisch-Niedersächsische Allgemeine aus Kassel hatte in einem mehrwöchigen Testlauf auf dpa verzichtet, bezieht sie aber nach einer Tarifänderung wie die anderen Blätter der Zeitungsgruppe derzeit wieder.

Im Rahmen weiterer Reformen wird die dpa 2010 von ihren traditionellen Sitz in Hamburg nach Berlin umziehen.

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2 Kommentare

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  • A
    Anni

    Natürlich ist es ein Zeichen von Qualität, wenn sich eine Zeitung ein eigenes, gut ausgebautes Korrespondenten-Netzwerk leisten kann. Viele Zeitungen können das heutzutage aus ökonomischem Gründen nicht mehr und greifen auf Agenturmeldungen zurück. Denn die Agenturen sind personell einfach deutlich besser aufgestellt und machen aus fast jedem relevanten Vorfall eine Meldung.

     

    Dass Zeitungen auf Agenturmeldungen zurück greifen, ist auch keine Erscheinung der neueren Zeit, die auf die Zeitungskrise zurückzuführen wäre. Nur durch die Internetauftritte deutscher Zeitungen wird dieser Trend offensichtlich. Das "Einerlei" offenbart sich dadurch verstärkt.

     

    Und ja, Agenturmeldungen sind durchaus authentischer als Meldungen interessierter "Bürgerjournalisten". Denn hinter diesen Meldungen steckt, das sollte man zumindestens erwarten, noch echte, gründliche Recherche.

  • G
    Gerda

    Aus Forschungsgründen habe ich mal in einer Staatsbibliothek die TIMES des Jahrganges 1925 durchgesehen. Dort gab es viele Artikel, die namentlich und mit dem Zusatz "from our own correspondent" gekennzeichnet waren.

     

    Es wäre gut, wenn die taz diese Tradition aufgreifen würde, statt so oft von "Agenturen" abzuschreiben und das gleiche Einerlei zu brigen wie andere Papier- und Onlinemedien.

     

    Leider kenne ich sogar Leute, die berichten, sie hätten an die taz unter hohem Aufwand selbst geschriebene Artikel eingeschickt, die nicht gedruckt wurden, obendrein ohne dass die taz wenigstens eine höfliche Absage zurückgeschickt hätte. Es kann wohl kaum politisch alternativ sein, dass für die taz irgendwelche Agenturen authentischer sind als interessierte Bürgerinnen und Bürger?