piwik no script img

das wird„Direkt vor unserer Tür“

Als Menschenmassen die EU destabilisieren sollten: In Schwerin wird die Doku Green Border“ gezeigt

Interview Wilfried Hippen

taz: Katarzyna Bytyn-Rechner, warum zeigt die Deutsch-Polnische Gesellschaft, der Sie angehören, zusammen mit dem „Kino Unterm Dach“ den Film „Green Border“ von Agniesz­ka Holland in Schwerin?

Katarzyna Bytyn-Rechner: In dem Film wird eine fiktive Geschichte erzählt, die auf realen Ereignissen basiert, die direkt vor unserer Tür stattfanden. Es geht um die humanitäre Krise an der weißrussischen Grenze, die 2021 von Lukaschenko provoziert wurde.

taz: Dem autokratischen weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko.

Bytyn-Rechner: Es wurden Flüchtlinge aus Afghanistan, dem Iran, Irak und Syrien mit dem Versprechen eines leichten Zugangs zur Europäischen Union nach Weißrussland gelockt und massenweise über die Grenze geschickt: nach Litauen, Lettland und Polen. Da wurden Menschen als Mittel zur Destabilisierung der internationalen Beziehungen eingesetzt. In der polnischen Presse hat der Film für Aufregung gesorgt, auch in Deutschland wurde viel über ihn berichtet.

taz: Was daran ist umstritten?

Bytyn-Rechner: Es ist die Geschichte einer syrischen Familie, die vor dem Bürgerkrieg flieht. Sie wissen nicht, dass sie das Instrument einer politischen Täuschung von Weißrussland sind. „Green Border“ wird aus ihrer Perspektive erzählt, aber auch aus der von politischen Aktivist*innen, die ihnen helfen, sowie der eines polnischen Grenzbeamten. Sofragt man sich: Wie würde ich reagieren, wenn das mir passieren würde?

Foto: privat

Katarzyna Bytyń-Rechner

geboren 1983 in Polen, lebt seit 2015 in Schwerin. Sie hat Rechtswissenschaft studiert und arbeitet unter anderem als selbstständige rechtliche Betreuerin.

taz: Was ist das „Kino Unterm Dach“, Ihr Kooperationspartner, für ein Spielort?

Bytyn-Rechner: Ein Nischenkino, in dem man Filme sehen kann, die nicht in großen Kinos gezeigt werden – mit Themen, die nicht zum Mainstream gehören. Die Tickets sind mit 5,- Euro günstig, es werden oft Originalfassungen mit Untertiteln gezeigt. Das Kino ist zur Zeit in der Volkshochschule untergebracht, in einem größeren Saal ganz oben im Haus.

taz: Unterm Dach, sozusagen ... im Sommer gibt es dann „Kino unterm Himmel“?

Bytyn-Rechner: Ja, dann werden die Filme in einem schönen Garten im „Schleswig-Holstein Haus“ gezeigt.

taz: Sie geben heute eine Einführung. Wird danach auch diskutiert?

Vorführung „Green Border“: heute, Mi, 24. 10., 20 Uhr, Kino Unterm Dach/Volkshochschule Schwerin, Puschkinstr. 13

Bytyn-Rechner Leider ist der Film fast zweieinhalb Stunden lang – da wird es zu spät.

taz: Kann er für sich selbst sprechen?

Bytyn-Rechner: Ja, das Thema ist noch aktuell und betrifft uns alle.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen