das wird: „Die Arbeit soll nicht fertig sein“
Videokunstpreis deckt eine Nische ab
Interview Wilfried Hippen
taz: Frau von den Driesch, was ist das Besondere des Bremer Videokunstförderpreises?
Franziska von den Driesch: Er ist in einer Nische angesiedelt, die sonst kaum bedient wird. Es gibt zwar viele Kunstpreise und viele Filmpreise, aber kaum Preise, die sich an dieser Schnittstelle bewegen. Die Videokunst hat es weder bei der Kunst- noch bei der Filmförderung leicht. Darum wird der Bremer Preis auch international beachtet.
taz: Obwohl keine fertigen Werke ausgezeichnet werden?
von den Driesch: Ja, die Künstler*innen bewerben sich mit Ideen zu Arbeiten, zu denen sie dann Exposés oder auch schon kleine Videoschnipsel einreichen. Aber die Arbeit soll explizit noch nicht fertiggestellt sein. Es gibt also nur einen Entwurf und Rechercheansätze. Und dann hat die Jury das Vergnügen, sich diese Einreichungen anzuschauen – beim letzten Mal über 130! –, um dann zwei bis drei Preisträger*innen auszusuchen. Unter denen wird die Fördersumme von 10.000 Euro aufgeteilt. Mindestens eine der ausgezeichneten Arbeiten soll einen Bremen-Bezug haben. Das ist in diesem Jahr dadurch gegeben, dass die Preisträgerin Mengzhu Xue in Bremen an der Hochschule für Künste studiert.
Franziska von den Driesch
Jahrgang 1981, Künstlerin, ist Jurorin des Videokunstpreises.
taz: Deren Arbeit ist ein Dialog zwischen ihr selbst und ihrer chinesischen Großmutter, das Video der anderen Preisträgerin, Gala Hernández Lopéz, stellt dagegen eine sehr geldbezogene Crypto-Community vor: Das sind zwei sehr unterschiedliche Arbeiten.
von den Driesch: Ja, das erste ist ein intimes Zweipersonenstück und hinter dem zweiten steht ein großes Team. Die Produktion war so umfangreich, dass unser Förderpreis nur Teil einer größeren Finanzierung sein konnte. Aber dennoch gibt es Gemeinsamkeiten: In beiden Filmen geht es um Sprache.
taz: Jetzt sind beide Arbeiten fertig und werden bei Ihnen in der Galerie Herold gezeigt …
Filmprogramm zur 28. Förderpreisausstellung „Video Art Open“, 8. 9., 15 Uhr; Führung von Preisträgerin Mengzhu Xue, Bremen, Galerie Herold, Güterbahnhof; Ausstellung bis 22. 9.
von den Driesch: Ich bin die Vertreterin der Galerie Herold in der Jury und somit Gastgeberin. Der Videokunstförderpreis tourt durch die Bremer Kunstinstitutionen und Ausstellungshäuser, und in diesem Jahr haben wir ihn zum ersten Mal bei uns zu Gast.
taz: Nun haben Sie mit zwei Räumne für zwei Preisträgerinnen als Ausstellungsmacherin kaum Gestaltungsmöglichkeiten gehabt …
von den Driesch: Es gibt noch einen Zwischenraum, in der eine kleine Plastik von Mengzhu Xue steht, auf der Familienfotos von ihr gezeigt werden. Aber dies war für mich tatsächlich eine Herausforderung.
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