das wird: „Gemeinsame koloniale Vergangenheit“
Das Hamburger B-Movie feiert den „Black History Month“ mit einem Programm zum Schwarzen Filmerbe Tansanias
Interview Wilfried Hippen
taz: Judith Behre, Sie haben für den „Black History Month“ ein Programm mit insgesamt drei Filmen kuratiert. Warum haben Sie sich dabei auf das Kino von Tansania konzentriert?
Judith Behre: Wenn vom afrikanischen Kino gesprochen wird, dann geht es fast immer um das Kino aus Westafrika. Ich wollte den Fokus auch einmal auf das Kino aus Ostafrika richten. Außerdem haben ja Tansania und Hamburg eine gemeinsame koloniale Vergangenheit.
Im Mittelpunkt steht der Spielfilm „Maangamizi – The Ancient One“ von Martin Mhando und Ron Mulvihill aus dem Jahr 2001. Worum geht es darin?
Der Film handelt von einer traumatiserten Frau, die in Tansania in einer psychiatrischen Klinik von einer jungen Ärztin behandelt wird, die in den USA studiert hat. Gemeinsam decken beide dann ihre Traumata auf.
Was macht den Film für Sie so interessant?
Er hat eine ganz eigene Bildsprache, arbeitet mit magischen Elementen und ist eine gelungene Mischung aus Dokumentation und Genrekino. Und mit seiner Aufarbeitung des kolonialen Erbes leistet er eine Verschmelzung von Themen, die in den vergangenen Jahren aktuell geworden sind.
Finanziert wurde „Maangamizi“ zum Teil mit Geld aus den USA, auch Co-Regisseur Ron Mulvihill ist US-Amerikaner. Gibt es in Tansania überhaupt eine eigenständige Filmproduktion?
Ja, dort werden die sogenannten Bongo-Movies produziert.
Was ist denn das?
Judith Behre
geboren 1980, hat unter anderem Ethnologie studiert und bundesweit als Film- und Programmkuratorin gearbeitet.
Das sind sehr populäre und auch ein wenig trashige Filme, die auf den Märkten als Raubkopien verkauft werden.
Also ein Markt für eigene Filme – unabhängig von den Kinos?
Ja, aber so werden die Filme dort immerhin zugänglich gemacht. Da es von „Maangamizi – The Ancient One“ keine Raubkopien gab, war er bis vor Kurzem im eigenen Land unsichtbar.
Und das hat sich jetzt verändert?
Jetzt gibt es in den Kinos von Tansania immer mehr „live dubber“, die die Filme live bei den Vorführungen übersetzen. Und so kann das Publikum dort jetzt den Film verstehen – er war ja in Englisch gedreht worden.
In der jüngsten international erfolgreichen Filmproduktion aus Tansania, dem politischen Drama „Tug of War“ von Amil Shivji aus dem Jahr 2021 sprechen die Menschen immerhin Swahili. Dieser Film war dann sogar in der Auswahl für einen Oscar.
Das war „Maangamizi“ damals auch, aber „Tug of War“ wurde ebenfalls mit nicht afrikanischem Geld finanziert.
„Maangamizi – The Ancient One“: Do + So, 20 Uhr; Sa, 18 Uhr
„Sinema Ujamaa“: Sa, 16 Uhr, danach
Gespräch u. a. mit Regisseurin Aylin Basaran
„The Marriage of Mariamu“: Sa, 21 Uhr; So, 19 Uhr
Welche beiden anderen Filme vervollständigen am Samstag das Programm?
„Sinema Ujamaa“, ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 2016, stellt die Filmgeschichte von Tansania vor. Regisseurin Aylin Basaran ist eine Doktorandin aus Wien, ihr Film wurde von der Rosa-Luxemburg-Stiftung finanziert.
Und der dritte Film?
„The Marriage of Mariamu“ wurde 1985 auch von Ron Mulvihill inszeniert, und es geht darin ebenfalls um eine junge Frau mit traumatischen Kindheitserinnerungen. Es ist eine 36 Minuten lange Dokumentation – und wirkt wie eine Vorstudie zu „Maangamizi“.
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