piwik no script img

das wird„Strukturen sind nicht gott-gegeben“

In der Bremer Filmreihe Kirche & Kino läuft May Spils‘ antiautoritäre Komödie „Zur Sache, Schätzchen“ im City 46

Foto: privat

Dirk von Jutrczenka,

Jahrgang 1964, ist Vorsitzender des Arbeitskreises Kirche und Kino und war bis 2019 Pastor in der St. Remberti Gemeinde Bremen und leitet seither das Forum-Kirche.

Interview Wilfried Hippen

taz: Herr von Jutrczenka, zum Thema „Freiheit und Veränderung – 500 Jahre Reformation in Bremen“ zeigen Sie „Zur Sache, Schätzchen“. Wie kommt das zusammen?

Dirk von Jutrczenka: Im Arbeitskreis „Kirche und Kino“ machen wir Filmreihen zu verschiedenen Themen und uns war klar, dass wir uns am Reformationsjubiläum beteiligen würden. Für uns ergibt es aber keinen Sinn, historische Reformationsfilme zu zeigen und das Jubiläum auf einen historischen Rückblick zu beschränken. Und auch explizit theologische Filme wollten wir nicht zeigen. Das Motiv der Reformation bestand ja auch darin, dass man verkrustete Strukturen verändern wollte, denn sie sind nicht gottgegeben. Da kam uns die Idee, wir bitten zehn Bremer Persönlichkeiten, die sich für die Freiheit engagieren, sich selber anhand eines Films vorzustellen, der sie besonders beeinflusst hat.

Aber eine antiautoritäre Komödie aus dem Jahr 1967 ist in diesem Kontext doch eher überraschend …

Wir haben auch die Präsidentin der Bremischen Evangelischen Kirche, Edda Bosse, um solch eine Filmauswahl gebeten. Und es war dann auch für uns sehr überraschend, als es „Zur Sache Schätzchen“ war.

Und wie hat sie ihre Auswahl begründet?

Edda Bosse hat uns verraten, dass sie damals als Jugendliche den Film zusammen mit ihrer Großmutter gesehen hat, und dass beide davon beeindruckt waren, wie dort das althergebrachte Ordnungssystem auf eine sehr spielerische und charmante Weise auf den Kopf gestellt wurde. Der Film steht ja auch für die Zeit der 68er. Und trotzdem hat ihre Großmutter das genauso empfunden wie sie.

Es ist ja auch eine Art Reformation, dass Sie nicht, wie sonst üblich, selber die Filme für Ihre Reihe auswählen …

Zur Sache Schätzchen, mit einer Einführung von Edda Bosse, Di. 11. 10., 18 Uhr, City 46 Bremen

Ja, das war auch für uns ungewohnt: Wir kuratieren ja schon seit vielen Jahren Filmreihen im City 46. Doch diesmal wählen wir nur die Leute aus und die haben dann freie Hand.

Warum und wann wurde in Bremen der Arbeitskreis „Kirche und Kino“ gegründet?

Kirche und Kino haben eine große Schnittmenge, weil sie beide ähnliche Themen behandeln: Schuld und Vergebung, Endlichkeit, Tod und Sterben, das Streben nach Verantwortung und auch nach Freiheit und Veränderung. Unser Arbeitskreis ist entstanden, als 2009 in Bremen der evangelische Kirchentag veranstaltet wurde. Da haben sich Leute aus Kirche und Kino zusammengesetzt, um zunächst nur für diese Veranstaltung das Programm zu machen. Damals hatten wir zum Beispiel Wim Wenders für eine Bibelarbeit eingeladen. Nach dem Kirchentag haben wir gesagt, das ist so eine gute Sache, das machen wir weiter.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen