das wird der monat, der wird (nr. 6):
Sapporo, 1. Juni: Heldenhaft schafft Rudis Reste-Rampe gegen Saudi-Arabien ein 0:0. Teamchef Völler ist zuversichtlich: „Mit dieser Mannschaft ist noch mehr drin.“
Ibaraki, 5. Juni: Gegen Irland schießt die DFB-Elf beim 1:4 sogar ein Tor. „Der deutsche Fußball ist noch besser als mein Ruf“, behauptet Rudi Völler und kündigt „zum Showdown gegen Winnie Schäfers Kamerun-Löwen eine Sensation“ an.
Memphis, 8. Juni: Der „bluttriefende Mega-Fight Gut gegen Böse“ (Bild) zwischen Mike Tyson und Lennox Lewis wird wegen eines Refereestreiks abgesagt. Hintergrund: Auf den Tag vor 50 Jahren hatte der Kölner Boxer Peter Müller („de Aap“) den Ringrichter Max Pippow k. o. geschlagen. „Kein gutes Omen. Wir sind geschichtsbewusst und nicht lebensmüde“, heißt es beim Boxrichterbund. Tyson („dieses Memmenpack“) kündigt an, alle richterlichen „Horchlappen zu pürieren“.
Kiel, 9. Juni: Mit dem souveränen Vorsprung von über zehn Winschkurbellängen gewinnt die Leverkusener Yacht Illbruck das Volvo Ocean Race. Nach den Boxbundesligisten geht damit ein weiterer wichtiger Titel in die große Sportstadt Leverkusen. Reiner Calmund weint vor stadttragendem Glück: „Und wir sejeln nächstes Joar och zur Schale.“
Shizuoka, 11. Juni: Sensation in Japan: Unter der Maske von Lars Ricken (Völler: „Hat irgendwer ernsthaft geglaubt, der wäre selbst mit?“) hat sich Lothar Matthäus (41,3) ins deutsche WM-Aufgebot eingeschlichen und treibt die Elf mit leidenschaftlichem Standfußball gegen Kamerun an. Indes ohne Erfolg: Das unglückliche 0:1 (mehrere Torchancen) bedeutet das Aus. „Drei WM-Spiele sind nicht schlecht“, bilanziert Rudi Völler und rechnet hoch: „An die 200 Staaten dieser Welt haben gar keines bestritten.“ DFB-Präsident Mayer-Vorfelder: „Ich bin stolz. Wir sind wieder wer gewesen.“
Luzern, 18. Juni: Arme Telekom: Nur einen Tag nachdem die Aktie als erster Dax-Wert unter einen Euro gefallen und damit zum Centistock geworden war, muss das sportive Team Telekom schon beim Start der Schweiz-Rundfahrt aufgeben. Militante Aktivisten des Bundesverbandes der Asthmatiker hatten nachts alle Räder gemopst und selbst den Prolog weggestrampelt. „Millionen Atemwegserkranker“, heißt es in einem Bekennerschreiben, „werden systematisch verhöhnt, wenn diese Radlersleut, allen voran dieser Jan Ullrich, an Asthma leiden, um ihre Spritzen zu legalisieren. Jetzt steigen wir in die Pedalen.“
Yokohama, 30. Juni: Die Fußball-WM endet überraschend mit dem Endspiel. „Mit diesem Coup haben wir bewiesen, dass auch asiatischer Gleichmut den tieferen Sinn des Spiels verstanden hat“, freut sich der höchste koreanische Verbands-Blatter. MÜLL
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