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das wird der monat, der wird (nr. 3)

Melbourne, 4. März. Große Überraschung beim ersten Saisonkreiseln der Selbstbeweger („Formel 1“): Erstmals nach 17 Jahren ist die französische Reifenfirma Michelin „in den Kampf um die Pole-Position in der Gummibranche eingestiegen“ und – hat gleich gewonnen. Anstelle von Ferrari-Weltmeister Michael Schumacher, der wegen eines falschen Helms kurzfristig suspendiert wurde („Ich bin doch nicht Joschka Fischer“), siegt das Michelin-Männchen Bibendum am Steuer des F-2001 „Corinna“. Den Ferraristi ist das egal: „Wer Mickaele Skumacker zujubelt, nimmt jeden Gummikerl.“

Aachen, 15. März: Einen Tag vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken erweitert Alemannia Aachens Kreativtrainer Eugen Hach erneut den Speiseplan seiner Elf: Nachdem er vor dem 1:0 gegen Bielefeld verlangt hatte, die Spieler müssten „Gras und Dreck fressen“ und sogar „in die Socken des Gegners beißen“, will er jetzt nur noch Vampire einsetzen: „Seit dem unglücklichen 1:6 in Gladbach üben wir im Training den Biss in die Halsschlagader.“ Zwar fällt der halbe Kader blutüberströmt aus (Hach: „Dieses ständige Verletzungspech“), dennoch hält der innovative Trainer auch den Aufstieg in die erste Liga noch für locker möglich. Er weiß auch wie: „Mit Hängen und Würgen.“

Freiburg 17. März: In der Bundesliga sorgt weiter der SC Freiburg für Schlagzeilen: Nach einer neuen Serie, diesmal 510 Zeitstunden ohne Gegentor, tauft sich Torwart Richard Golz in Richie Golzwili um. „Mein Vorbild bleibt Lewli Jaschkinwili.“

München, 24. März: Souveräner Erfolg für Box-Weltmeister Wladimir Klitschko: Der ukraindeutsche Schwergewichts-Philosoph gewinnt den Titelkampf gegen den US-Amerikaner Derrick Jefferson klar nach Punkten. Die Vereinigung der Ringluder ist verzückt: „Gegen unser Schnucki Klitschi hat kein Fernsehkommissar und kein US-Präsident eine Chance. Auch gleichzeitig nicht.“

Athen, 28. März: Rückschlag für die deutsche Nationalelf: Nach dem mageren 3:3 am Samstag gegen Albanien in Leverkusen (Teamchef Völler: „Früher haben wir gegen die auch mal verloren“) unterliegt die deutsche Elf Griechenland mit 0:2 und muss plötzlich ernsthaft um die WM-Teilnahme fürchten. ARD/ZDF kündigen eilfertig an, auch ohne die Völler-Combo „alle Spiele der deutschen Mannschaft bei der WM 2002 in voller Länge in erster Reihe zu zeigen. „Das ist schließlich Abmachung“, so Fritz Pleitegen, „und jedweder sportpolitischen Hygiene geschuldet.“ Technische Vorbereitungen, wie man Nichtereignisse am besten in Szene setzt, laufen schon: „Wir werden die besten Leute der Privatsender kaufen. Das sind wir unseren armen Gebührenzahlern schuldig.“ Auch einen verführerischen Titel gibt es schon: „Kickers Camp.“ MÜLL

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