das wird der monat, der wird (12): Dalmatiner spenden Punkte
VORSCHAU Heute mit Winterolympia in der Wüste, Mitleidsaktionen für den FC Bayern und einem Teamtausch bei St. Pauli
Havanna, 2. Dezember: Nachdem bekannt wird, dass Fidel Castro auch auf dem Totenbett eine Adidas-Trainingsjacke trug, übernimmt die Firma taktvoll das Beerdigungssponsoring. „Das gehört zur Annäherung an den Westen“, sagt Castros revolutionärer Bruder Raúl. Adidas kündigt noch bis Weihnachten eine Modelinie Fidel an, Raúl dementiert derweil für seinen Tag X einen millionenschweren Ausrüstervertrag mit Nike.
Zürich, 11. Dezember: Neue Neuerungen beim frühesten Silvesterlauf der zivilisierten Welt. „Wir starten nunmehr am 11. statt am 13. wie im Vorjahr“, erklären die fürsorglichen Veranstalter, „damit endlich alle Läufer vor Neujahr ins Ziel kommen.“ Neujahr ist nach taz-Recherchen auch in der Schweiz am 1. Januar. Die NZZ berichtet derweil von vertraulichen Unterlagen, wonach man „sich auf nächstes Jahr notfalls schon im Sommer hinfinden und ablaufen“ wolle.
Doha, 16. Dezember: Die katarischen Sportscheichs blicken am Worldcup-Schlusstag im kulturtypischen Bowling stolz auf zwei erfolgreiche Jahre zurück: „Wir hatten die Handball-WM, die Rad-WM, große Tischtennis-, Tennis- und Golfturniere, vor allem im März das ambitionierte Desert Cup Ice Hockey Tournament. Jetzt fehlen nur noch ein paar andere Wintersportarten und die Olympischen Spiele zum Komplettprogramm.“ Deshalb habe man entschieden, nunmehr die Winterspiele 2026 ins heiße Katar zu holen. Dafür will das Emirat 50 Millionen US-Dollar Bestechungssoforthilfe bereitstellen.
Hamburg, 17. Dezember: Nach der 4. Niederlage binnen fünf Wochen durch ein Eigentor (jetzt 0:1 gegen Bochum) geht der andere Fußballklub FC St. Pauli andere Wege. Manager Andreas Rettig setzt weiter eisern auf Trainer Ewald Lienen („der schießt wenigstens nicht ins eigene Tor“) und tauscht den kompletten Kader gegen die eigene Regionalligamannschaft. „Ich habe Verstärkungen versprochen. Da sind sie“, sagt Rettig. „Wir können es uns nicht erlauben, noch armseliger als der HSV dazustehen.“
Hamburg, 18. Dezember: Bei einer BesucherInnenbefragung im Rahmen der Ausstellung „sports/no sports“ im Museum für Kunst und Gewerbe über die Leistungen des Hamburger SV votieren 97,5 Prozent für no sports. Der Ligaletzte ist damit zufrieden: „2,5 Prozent sind der Hoffnungsanker für eine glorreiche Zukunft“, so der Klubmagier Dietmar Beiersdorfer.
München, 21. Dezember: Nach dem 2:0 der Dosenkicker aus Leipzig beim FC Früherallesbesiegen laufen erste Hilfsaktionen für die Sternschnuppe des Südens an. Rentnerinnen stricken Wollhandschuhe für den frierenden Padrone am Seitenrand, die TU München entwickelt ein Fußballfeldradar für den immer torloseren Thomas Müller, Dalmatiner spenden ihr gepunktetes Fell.
Krefeld, 23. Dezember: Über 30.000 Tickets hätte man für das Heimspiel gegen die Kölner Haie verkaufen können, heißt es bei den Krefelder Eishockey-Pinguinen. Die Schwarzmarktpreise, so die Rheinische Post, „für das rheinische Empörungsduell liegen nominell auf dem Niveau der Rezession 1932“. Alle wollen nur diesen einen Eisheiligen sehen: Christian Ehrhoff (34), Gesinnungs-Krefelder, der immer beteuerte, nach der großen NHL-Karriere gehe er nur zu seinen Pinguinen zurück, wo er als Kind den ersten Puck zum Kullern brachte, mit denen er 2003 Meister geworden war und 2012 beim NHL-Streik unentgeltlich vier Monate aushalf. Er zog tatsächlich zurück nach Krefeld – und unterschrieb Ende Oktober in Köln. Jetzt der erste Auftritt in der Heimat. Und? Krefeld gewinnt, Ehrhoff überlebt.
Doha/Frankfurt, 29. Dezember. Die Deutsche Fußball-Liga DFL bestätigt, das Supercupfinale ab 2017 nach Doha zu verlegen. „Das gehört zur Strategie der weltweiten Vermarktung. Dem Fan ist doch egal, woher die Fernsehbilder stammen.“ Die DFL bestreitet noch, dass auch das Pokalfinale aus Berlin transplantiert werde. „Vielleicht“, kommentiert der Tagesspiegel, „könnte der neue Standort auch die Blockade der Hertha beenden, mal ins Endspiel zu kommen.“ Bernd Müllender
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