das wird der monat (5) :
Athen 10. Mai: Auf den Tag 30 Jahre nach Schriftsteller Günter Wallraff kettet sich Griechenlands knorriger Auswahltrainer und Kunstfreund Otto Rehhagel an den gleichen Laternenpfahl auf dem Syntagma-Platz in Athen, um „bis zur EM theatralisch Präsenz zu zeigen“. Rehhagel reagiert damit auf Kritik, er sei als coachender Frühstücksdirektor zu selten vor Ort: „Denket an Faust, ihr weisen Hellenen“, zitiert er den Dichterkollegen Goethe: „Ein Kettchen erst, die Perle dann ins Ohr.“ Die griechische Presse ist begeistert: „Gott Otto verspricht den Euro-Titel.“ Während der griechische Verband geistesgegenwärtig beschließt, Otto erst nach der EM wieder loszuketten, zeigen sich auch schottische Fußballkreise angetan vom klassizistischen Ansatz. „How about the Tower, Berti?“, verweisen sie auf Maria Stuart als Vorbild.
Bremen, 12. Mai: Drei Tage nach dem lockeren 3:0-Sieg in München bejubelt Werder Bremen am „Internationalen Limerick-Tag“ immer noch den Meistertitel: „Hallo Deutschland! Hallo Bayern! Seht nur zu, wie toll wir feiern. Hoeneß Uli, in den Gulli – Ihr macht’s mit Geld, wir mit Eiern.“
Madrid, 13. Mai: Überraschend tritt Ian Thorpe bei der Schwimm-EM an und räumt alle Goldmedaillen ab. Der ex-australische Aqua-Girardelli zeigt seinen Liechtenstein-Pass und begründet seinen Wechsel mit „Langeweile im konkurrenzlos-ozeanischen Raum“ und „fürstlich-finanziellen Vorteilen“.
St. Andrews, 15. Mai: Der schottische Royal & Ancient Golf Club, älteste Stätte des organisierten Schlägerschwingens und Sitz des Welt-Golfgerichtshofes, wird 250 Jahre alt. „Outstanding fair“ findet es The Times, dass der feine Club beim Festakt „vorab den Baby-Funktionären des Nachwuchsverbandes Fifa zum Hundertsten gratuliert“.
Lausanne, 18. Mai: Das IOC bedankt sich bei Havanna, Rio de Janeiro und Leipzig „für die engagierte Bewerbung“ und kickt die drei aus dem Bewerberkreis für Olympia 2012. „Eine empörende politische Entscheidung“, schimpft Sportkanzler Schröder, „alle drei stehen für kulturelle Höchstleistungen: Havanna für Zigarren, Rio für den Zuckerhut und Leipzig für Allerlei.“
Mainz, 23. Mai: Am letzten Zweitligaspieltag verfehlt Mainz 05 trotz eines triumphalen 7:0 gegen Eintracht Trier knapp den traditionellen Tabellenplatz vier und entlässt mit dem Schlusspfiff Trainer Jürgen Klopp. „Unser Saisonziel knapper Nichtaufstieg ist gescheitert und auch das Image als erfolgreichster Tragikklub in Gefahr“, heißt es aus dem 05er Vorstand. „Zudem bleiben beim beschämenden Platz 5 die schönen Kondolenzbekundungen aus.“ MÜLL