das wichtigste : Unruhe nach dem Sturm
Nach Entführung von Gefangenen aus Jericho treten Palästinenser in Generalstreik. Israel feiert Premier
JERUSALEM taz ■ Nach dem Sturm des israelischen Militärs auf das Gefängnis in Jericho haben die Palästinenser gestern mit einem Generalstreik reagiert. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas brach seine Europareise wegen der Unruhen ab. Die israelische Aktion nannte er eine „unverzeihliche Straftat“. Anhänger der PFLP hatten elf Ausländer entführt, die indes binnen 24 Stunden alle wieder freikamen. International wächst der Druck auf die Palästinenser. „Wenn das weitergehen sollte, wird es eine Überprüfung unserer Hilfe geben“, kündigte EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner an.
In Israel wurde der Angriff gefeiert, und der amtierende Premier Ehud Olmert konnte erste politische Früchte ernten. Die Entführung der Mörder von Tourismusminister Rechavam Seewi brachte dem Kadima-Chef Applaus sogar vom Likud-Kontrahenten Benjamin Netanjahu. In Israel wird am 28. März gewählt, und die Kadima liegt in Umfragen vorn.
EU-Parlamentarier Daniel Cohn-Bendit nannte die Operation, bei der zwei Menschen starben, denn auch ein „gezieltes wahltaktisches Manöver“. Grund für die Operation seien allein sicherheitspolitische Erwägungen gewesen, stritt Stabschef Dan Chalutz derartige Vorwürfe ab. „Die Palästinenser haben das Abkommen verletzt.“ Danach hätten PFLP-Chef Ahmad Saadat und vier Parteifreunde, die für den Mord an Seewi von einem palästinensischen Militärgericht zu 12 bis 18 Jahren verurteilt worden waren, unter britischer und US-Beobachtung bleiben müssen. Außen- und Justizministerin Tsipi Livni bekräftigte die Absicht der Regierung, Saadat erneut vor Gericht zu stellen.
SUSANNE KNAUL