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Archiv-Artikel

das wichtigste Thai-Premier tritt ab

Nach der von Protest geprägten Wahl und einem Gespräch mit dem König tritt Thaksin zurück

BANGKOK taz ■ Thailands umstrittener Regierungschef Thaksin Shinawatra hat im Fernsehen gestern Abend überraschend seinen Amtsverzicht angekündigt. Die Entscheidung gab er zwei Tage nach der von der Opposition boykottierten, vorgezogenen Parlamentswahl bekannt. Thaksins Entscheidung dürfte vor allem auf seine Audienz beim von allen Thais verehrten König Bhumipol zurückzuführen sein: „Ein Hauptgrund meines Entschlusses ist, dass das Land in diesem Jahr das 60. Thronjubiläum Seiner Majestät feiert.“ Noch am Montag hatte sich der Premier im Fernsehen in Siegerlaune präsentiert und einen Rücktritt abgelehnt. Seine Partei habe schließlich 16 Millionen der etwa 30 Millionen abgegebenen Stimmen erhalten. Einem Amtsverzicht würde er nur zustimmen, wenn ein unabhängiges Komitee, das Konzepte zur nationalen Versöhnung ausarbeiten solle, sich dafür ausspräche. Thaksin wird so lange Interims-Premier bleiben, bis eine neue Regierung gewählt wird.

Bei der Parlamentswahl war Thaksins Partei „Thais lieben Thais“ (TRT) vor allem in der Hauptstadt Bangkok und in den Südprovinzen unter Druck geraten. Die Kandidaten der TRT hatten dort jeweils weniger Stimmen erhalten als die Fraktion der Protestwähler, die dem Boykottaufruf der Opposition folgten und auf dem Wahlzettel „Keine Stimme“ ankreuzten. Der Wahl gingen zweimonatige Massenproteste voraus. Kritiker werfen Thaksin Korruption und Amtsmissbrauch vor. Die Proteste entzündeten sich daran, dass Thaksins Familie den von ihr kontrollierten Anteil eines Telekomkonzerns nach Singapur verkaufte. Für den Deal musste sein Clan keine Steuern zahlen. NICOLA GLASS