das wetter: Regeln der Kunst
Die Kreativschmiede der Mutter hatte Sven-Lennon nicht übernehmen wollen, auch im harten Lyrikgewerbe des Vaters hatte er keine Zukunft für sich gesehen. Stattdessen schloss sich Sven-Lennon der erstbesten Gruppe durchreisender Bürokraten an, kaum dass ihr Gruß „Mahlzeit!“ durchs Dorf gehallt war. Ihn faszinierte die humorlose Strenge des fahrenden Amtsvolks, die schwindelerregende Ödnis ihrer Unterhaltungen in der Kaffeeküche und ihre schmucklosen Uniformen in taupe, mauve und beige. Bald wirbelte Sven-Lennon Stempel und Umlaufmappen ebenso kunstfertig herum wie Oberamtmann Klausrüdiger. Schließlich wurde er zum Hauptamtsgehilfen gesalbt und durfte sich Dieter nennen. Heute leitet er eine eigene Dienststelle, in der er zum Gaudium des Publikums sämtliche Anträge und Eingaben nach allen Regeln der Kunst ignoriert.
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