das wetter: Sich nix scheren
Siebenmal schon war sie vorstellig geworden. Sieben Mal! Sie hatte dafür wissentlich in Kauf genommen, dass ihr Bezahlabo nicht mehr verlängert werden würde, denn das Bezahlabo verlangte ständige Anwesenheit am Schirm, angeschaltet oder ausgeschaltet, egal. Sirene Jaschick aus dem Münsterland stand vor einer digitalen Häutung. Je öfter sie vorstellig wurde bei dieser anderen Stelle, die sie noch von früher kannte, umso weniger Inhalte wurden ihr am heimischen Küchentisch sowie im X4TF23-Space angezeigt. Langsam glitt Sirene Jaschick hinüber in die ungeahnt angenehme Komfortzone der dritten, wenn nicht der vierten Art. Ihr neues Mantra lautete: „Sich nix scheren um nix!“ Dann ließ sie es krachen und bestellte am Tresen erst Johannisbeersaftschorle, später Höherprozentiges. Die andere Stelle hieß „Magendoktor“ und war rund um die Uhr auf. Als sie zum achten Mal vorbeischaute, gab es Applaus satt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen