das wetter:
Das Grauen
Harald der Grausame war so grausam, dass den Menschen seiner Zeit die Tränen in den Augen gefroren. Von eisiger Blindheit geschlagen, taperten sie durch ihre Epoche und verloren kein Wort über den Teuflischen, den sie fortan den Namenlosen nannten. So erbarmungslos war der unsichtbare Tyrann, dass er eines Tages ein Kaninchen, ein Beil, eine Säge, ein Messer und einen Hammer nahm und … nein, wir können diese Grausamkeit selbst heute noch nicht in schlichte Worte fassen, sonst vereisen auch unsere Tränen wie ein zugefrorener Wintersee, und wir könnten das Grauen, das zweifellos beim Namen genannt muss, nicht weitergeben an künftige Generationen, die jene tiefen Abgründe der menschlichen Finsternis bislang nicht kannten. Eines noch sei aber hier erwähnt: Harald der Grausame war übrigens privat ein ganz netter Kerl. Heißt es.
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