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das wetterDer Schattenwurf

Eddy Schier war ein Meister in dieser Disziplin, dem Schattenwurf. Niemand konnte einen längeren Schatten werfen als er. Dabei war er gar nicht mal der Schmächtigste; seine Statur war eher die eines Louis de Funès denn die eines Lucky Luke. Und in den Pausen las er keine Western, sondern Hosentaschen beziehungsweise Erdböden, besser gesagt: Er las das vom Boden auf, was aus der Hose gelaufen war. Tote Ameisen, alter Rhabarbersaft, ein Memento Mori. Unter der Schulhofsonne, während er die Pausenaufsicht führte, war er schier unschlagbar, vielleicht auch daher sein Nachname. In den dunklen Gassen seines Viertels jedoch nutzte ihm diese Qualität nur wenig: Hier kam keine Sonne mehr durch, auch nicht auf der Sonnenallee – die umstehenden Häuser planierten alles zu. Aber Sonne in der Sonnenallee, dachte Eddy Schier, das wäre ja wie Erkenntnis in der Erkstraße. Ein schieres Ding der Unmöglichkeit …

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