das wetter:
Der Schlafanzug
Einmal hatte Tjard Wilbur eine Freundin. Doch hielt die Liaison nicht lang. Die junge Dame wachte eines Nachts neben ihm auf und blickte ihn schlaftrunken an: „Wer ist der alte Mann aus Wanne-Eickel in meinem Bett“, fragte sie. Verwirrt wunderte sich Tjard Wilbur sehr, wen sie meine, schließlich war er so knusprig und blond wie kein Großvater es sein konnte. Allerdings trug er ein seltsam gemustertes Schlafgewand, das aus den Beständen seiner ostpreußischen Vorfahren stammte, die als Spirkelschneider keinen Kopf für modische Dinge gehabt hatten. Wichtiger war ihnen der Eingriff, der aus einer im Dunkel der Geschichte liegenden Tradition auf der Rückseite der eng geschnittenen Hose angebracht war. Wenn Tjard Wilbur den grauen Schlafanzug überstreifte, zeigte seine Gespielin kein Zeichen der Verzückung. Das Verhältnis währte auch nur kurz.
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