das wetter: Eine Nacht in Petra
Ihre Zunge hatte sie zu Hause vergessen. Kurzsichtig spähte sie ins Regal, nachdem sie sich ein Schnapsglas hat bringen lassen, um ihre Kontaktlinsen darin zu versenken. All die Bücher. So 20. Jahrhundert auch irgendwie. Sie bekam die Zähne nicht auseinander. Kurzsichtig spähte sie in den Gang, nachdem sie sich ein zweites Schnapsglas hat bringen lassen, um etwas lockerer zu werden. Kontakthilfen nannte sie das. Ihre Eltern hatten sich auf einer Jordanien-Reise kennengelernt. Sie wurde nach einer dortigen Stadt benannt. Eine Wüstenliebe, ein steiniges Mädchen. Petra at night bei Kerzenschein. Römertöpfe, Endzeitlandschaften, dumme Religionen. Es wurde hart geklopft, es wurde gebuddelt und gebaggert, und am Ende wurden Opfer gebracht. Und doch öffnete sie den Mund nicht. Der Zugang blieb versperrt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen