das wetter:
Es ist ein Kreuz
Mit einem lauten Plong schlug das Metallkreuz auf. Es war vom Glauben abgefallen. Oder von der Wand. Das wusste Tjard Wilbur nicht genau, da er nur geringe Kenntnisse von Kreuzen besaß. Einzig das Kamener kannte er ziemlich gut, seit es ihn seinerzeit fast in den Wahnsinn getrieben hatte, nachdem er erst eine Ausfahrt verpasst und dann eine falsche genommen hatte. Seither lag er über Kreuz mit Kreuzen und jetzt doch neben einem. Denn das metallene Kruzifix war vom Steinboden des kargen Stifts, das ihm für eine Nacht eine Obhut bot, wie ein Flummi hochgehüpft auf seine Liegestatt, wo es nun still bei ihm verharrte. Tjard Wilburs Gedanken schossen kreuz und quer durch die graue Nacht. Was tun? Aber schaden konnte es eigentlich nicht. Der Schreck ließ auch schon nach. Er könnte sich umdrehen und einfach weiterschlafen. War er doch kreuzmüde.
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