das wetter: Bei Hofe
Das Wasser stand ihnen bis zu den Kniekehlen. „Bis zum Hals kommt das heute nicht mehr“, rief Prinz Eugen in die Tiefe des Palastes hinein, und so schallte es auch wieder hinaus. Prinzessin Gregoria raffte ihre Tüllschöße zusammen, ließ sich sodann sacken auf das Kanapee rechts oben im Bild. Prinz Eugen watete genüsslich bis zum linken unteren Bildrand, griff sich vom Servierwagen ein Leberwurstbrötchen, und ließ sich seinerseits sacken auf einen vom Maler noch nicht ganz fertiggestellten Diwan, der nach westöstlich zeigte. Am rechten unteren Bildrand war kein Sujet zu erkennen; Jahrhunderte später sprach die Kunstgeschichtsforschung im Zusammenhang mit dem Leinölgemälde „Bei Hofe“ von einem „blinden Fleck“. Frau Merkel liebte dieses „schwarze Loch“ wie sie es nannte, und wie es seit Menschengedenken über ihrem geräumigen Sofa hing.
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