das wetter: Wellen
Ich schalte das Radio ein, aber es kommt nichts. Ich schalte also wieder aus, hole die Butter aus dem Kühlschrank, nehme das Brot aus dem Beutel, schalte dann das Radio noch einmal ein. Jetzt! Diese Musik kommt mir bekannt vor, aber ja: Das war ein Hit, damals, als wir noch an der Küste gelebt haben, ich in dem Zimmer oben unterm Dach, der Schein des Leuchtturms legte sich Abend für Abend wie eine Decke, eine Nachtdecke, auf die Decke meines Betts, und das Rauschen des Meeres, das Kreischen der Möwen, das alles war auch nicht verkehrt, nicht so verkehrt jedenfalls wie diese stinkdumme Musik, die damals wochenlang immer wieder aus dem Radio gequollen war und die jetzt, wie ein letzter Rest, der irgendwo in den hintersten Ecken des Äthers überdauert hat, wieder zum Vorschein kommt. Ich schalte das Radio wieder ab, vermähle Brot und Butter. Alles kommt zurück an seinen Platz. Ich beiße ab und denke fest an nichts. Vor dem Fenster steht ein Schuttcontainer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen