das wetter: stirb langsam (3):
Die Kapuzenmänner hatten sich hinter einem langen Tisch aufgestellt, der nur spärlich durch Wandfackeln und schwarze Kerzen beleuchtet wurde. „Ein Femegericht“, schoss es Studienrat Wagner durch den Kopf, und er bekam heiße Ohren. „Angeklagter“, hob der Gerichtsvorsitzende zu sprechen an, „wenn du deine Schuld bekennst, wirst du nur halb so langsam sterben, wie wir es eigentlich gern hätten.“ Wie im Zeitraffer sah Studienrat Wagner die schier endlos scheinende Liste all seiner Verfehlungen an sich vorüberziehen, er begann zu schwitzen, und der Kragen seines Nachtgewandes scheuerte ihm im Nacken. Eine kalte Schweißperle suchte ihren Weg das Rückengrübchen hinab ins Nichts.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
