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das wetter: möhre verzweifelt (1)

Geheimrat Möhre durchmaß mit ausladenden Schritten den langen Gang der blitzblanken Amtsstube. Die langen Schöße seines Gehrockes flatterten synchron zum Zöpfchen seiner Perücke. Kaum am mächtigen Schreibtisch angekommen, ließ er sich in den schweren Ledersessel fallen und verbarg sein Gesicht in den Händen. Es war schier zum Verzweifeln. Gerade kam er von einer Landpartie zurück – die flirrende Frühlingsluft hatte ihn zu neuer feuriger Dichtung inspirieren sollen, aber ihm fiel zum Verrecken nichts ein. Sollte seine Sturm-und-Drang-Zeit etwa vorüber sein? „Ach was!“, rief Geheimrat Möhre zornig, „Potz-Donner, ich muss mich nur neu verlieben, das kann doch nicht so schwer sein!“

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