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das wetter: Das Festmahl (Ende)

Vater war gar nicht tot und auch nie gewesen. Vater hatte sich seit seinem Verscheiden damals an Mariä Lichtmess, als die Weltmeere bereits über die Ufer getreten waren und des Weiteren einiges im Argen lag, einfach weggebeamt. Und zwar mit einem Gelatinekocher aus dem Geflügelstall seiner Lieblingscousine. Vater hatte seinen wohlgeformten und mit allerlei Zahlenwerk zugekleisterten Kopf, denn Vater war Buchhalter mit Prokura gewesen, also Vater hatte sein Haupt in den Gelatinekocher hineingehalten, und dann hatte es zisch gemacht und Vater als Mensch war weg. Die Mutter und der Sohn hatten den Vater damals an Mariä Lichtmess im Geflügelstall gefunden, doch da war vom Vater nur noch die sterbliche Hülle übrig geblieben und die Hühner um ihn herum gackerten. Im Rauchzimmer, Jahre später beim Dessert, das einem wahren Festmahle gefolgt war, begehrte die Mutter detailliert mit dem Sohn über den Vater zu sprechen, doch die Worte erstarben im Munde ihrer Führer, da waren sie noch nicht mal halbgar.

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